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Kurzgeschichte Bad Wimpfen

wappen bad wimpfennach: Wikipedia

Erste Besiedlung durch die Kelten

Erste Siedlungsspuren auf der Gemarkung der heutigen Stadt Bad Wimpfen sind für die jüngere Steinzeit und die Bronzezeit nachgewiesen. Eine alte Völkerstraße, die von Frankreich kommt, gabelt sich hier längs der Jagst in Richtung Nürnberg und über Öhringen zur Donau und wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit begangen, was durch zahlreiche Funde dokumentiert wird.

Um 450 v. Chr. siedelten Kelten vom Stamm der Helvetier an Neckar , Kocher und Jagst im Raum Bad Wimpfen, auch die Neckarschwaben (Suebi Nicreti) werden von römischen Quellen nachgewiesen. Die Kelten gaben vermutlich den genannten Flüssen und der Siedlung Wimpfen ihre Namen. Wimpfen könnte nach dem deutsch-keltischen Wörterbuch von Obermüller (1872) eine keltische Wortschöpfung aus uimpe (umwallt) und bin (Berg) sein und in etwa Wall am Berg bedeuten.

Kastell und bedeutende Stadt der Römerzeit

Vermutlich im Jahre 98 n. Chr. sicherten die Römer das unter Kaiser Domitian eroberte Gebiet in Südwestdeutschland (das so genannte Dekumatland ) durch den Neckar-Odenwald-Limes , ein System von Kastellen , die im Abstand von 12 bis 15 Kilometern angelegt wurden. Gegenüber der Jagstmündung entstand so das Kastell Wimpfen im Tal . Wie bei den meisten Kastellen bildete sich bald eine zivile Siedlung, in der sich vor allem Händler und Handwerker ansiedelten. Zumindest bis 121 n. Chr. existierte in Bad Wimpfen eine römische Militärziegelei, gestempelte Ziegel stammen von der cohors II Hispanorum, die bis zu diesem Jahr dort Kastellbesatzung war.

Nach der Verlegung der Reichsgrenze zum Limes bei Jagsthausen unter Kaiser Antoninus Pius (138–161), vermutlich im Jahre 159, verlor das Kastell seine militärische Bedeutung.

Umso bedeutender war das römische Wimpfen im Tal als zivile Stadt. Es wurde Hauptort eines römischen Verwaltungsbezirks namens Civitas Alisinensium und als eine von wenigen Römerstädten im heutigen Süddeutschland mit einer Stadtmauer und einem Graben geschützt. Die ummauerte Fläche betrug etwa 19 Hektar, damit gehörte Wimpfen zu den größten Römerstädten im heutigen Baden-Württemberg. Trotz dieser Bedeutung ist der lateinische Name von Wimpfen bis heute unbekannt.

Außerdem bestand dort eine hölzerne Brücke über den Neckar, die erst im frühen Mittelalter durch Eisgang zerstört worden sein soll. Durch einen Eichenbalken, der 1957 bei Baggerarbeiten aus dem Neckar geborgen wurde und sich bei näherer Betrachtung als Teil der alten Brücke erwies, konnte ihr römischer Ursprung mittlerweile zweifelsfrei nachgewiesen werden, denn die dendrochronologische Untersuchung ergab etwa das Jahr 85. Die Neckarbrücken bilden bis in die Gegenwart im dicht besiedelten Neckartal wichtige Verkehrsknotenpunkte.

Nach dem Abzug der Römer beherrschten die Alamannen ab dem Jahre 259/260 n. Chr. das Neckarbecken . Unter ihnen verfielen allmählich die meisten römischen Bauten, da die Germanen um diese Zeit noch nicht in Stein bauten und mit vielen römischen Bauwerken, etwa Badegebäuden (Thermen) und Wasserleitungen (Aquädukten), auch nichts anfangen konnten. Mit der Besiedlung durch die Franken um 500 unter Chlodwig ging auch das Christentum einher, so dass die Überreste der frühen christlichen Kirchen auf den Überresten römischer Kultstätten ebenfalls auf diese Zeit datieren.

Marktrecht und Stauferpfalz

Im 9. Jahrhundert n. Chr. gelangte Wimpfen in den Besitz der Bischöfe von Worms und wurde im Jahr 829 als Wimpina erstmals erwähnt. In dieser Zeit drangen die Ungarn in den Neckarraum vor und verwüsteten die meisten der dortigen Siedlungen, darunter auch Wimpfen. Beim anschließenden Wiederaufbau wurde auf den Ruinen der fränkischen Kirche die Stiftskirche St. Peter als größerer, dem Patron des Bistums Worms gewidmeter Kirchenneubau errichtet. Über mehr als drei Jahrhunderte übten die Stiftsherren des Stift Wimpfen die geistliche Gerichtsbarkeit im mittleren und unteren Neckarraum zwischen Kirchheim am Neckar und Heidelberg aus.

Durch eine Urkunde Kaiser Ottos I. gelangte Wimpfen im Jahr 965 in den Besitz des Marktrechts . Wegen seiner verkehrsgünstigen Lage und dem Sitz der Gerichtsbarkeit entwickelte sich der Marktflecken prächtig. Der Wimpfener Talmarkt findet noch jährlich statt und gehört mit seiner über tausendjährigen Geschichte zu den traditionsreichsten Marktveranstaltungen Deutschlands.

Im Jahr 1182 wird ein Aufenthalt Kaiser Friedrich Barbarossas in Wimpfen vermutet. Sein mittelalterliches staufisches Reich wurde dezentral verwaltet. Die Staufer errichteten an vielen Orten ihres Reiches so genannte Kaiserpfalzen – große, bewehrte Burganlagen, in denen die Kaiser Hof hielten und Recht sprachen. Die Pfalz Wimpfen wurde auf dem zum Kraichgau ansteigenden Bergrücken oberhalb der Siedlung im Tal errichtet, wo sich zuvor nur eine unbedeutende kleinere Siedlung befunden hatte. Die Pfalz und die sie umgebende Siedlung wuchsen in der Folgezeit stark an, so dass das staufische Wimpfen am Berg rasch stärker an Bedeutung gewann als die ungleich ältere Talstadt. Um das Jahr 1200 datieren die meisten der heute noch erhaltenen Bauten der Kaiserpfalz, so auch das Wahrzeichen der Stadt, der 58 Meter hohe Blaue Turm, der als westlicher Bergfried errichtet wurde und bis ins frühe 20. Jahrhundert als Wachturm diente.

Die Stauferpfalz in Wimpfen ist die größte erhaltene Kaiserpfalz nördlich der Alpen. Ihre größte Länge beträgt ca. 215, ihre größte Breite ca. 88 Meter. Der Stauferkaiser Heinrich VI. hielt nachweislich mindestens dreimal in Wimpfen Hof, Friedrich II. mindestens achtmal. Aus dem Jahr 1235 ist das historische Aufeinandertreffen von Kaiser Friedrich II. mit seinem aufrührerischen Sohn Heinrich VII. in Wimpfen überliefert. Ebenfalls noch im 13. Jahrhundert veranlasste Richard von Deidesheim den Umbau der Stiftskirche im Stil der damaligen Zeit, der Gotik. Zur gleichen Zeit wurde in der Stadt auch ein Dominikanerkloster gegründet sowie mit einer Stiftung des staufischen Ministerialen und Wimpfener Vogts Wilhelm von Wimpfen ein großes Spital errichtet.

Reichsstadt Wimpfen

Mit dem Niedergang des Stauferreiches ging um das Jahr 1300 der Stand Wimpfens als Reichsstadt einher, infolgedessen sich zahlreiche Handwerker hier niederließen und auch das Bürgertum eine Blüte erlebte. Das Bürgertum setzte eine Ratsverfassung für die Stadt durch, die beispielhaft für zahlreiche umliegende Städte wurde. Zahlreiche Bauten der Stadt sind aus dieser Zeit erhalten. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts ging das Schultheißenamt auf die Stadt über.

Wimpfen zählte zur Vogtei Niederschwaben, die bis 1308 bei den Grafen von Württemberg lag, dann zeitweilig an die Herren von Weinsberg entlehnt wurde und später wieder den Württemberger Grafen gehörte. Von der Vogtei in Wimpfen weiß man, dass sie spätestens 1458 bei den Herren von Weiler lag, die sie 1464 an die Stadt Heilbronn verkauften, von der die Stadt Wimpfen sie 1479 erwarb. Mit dem Erwerb der Vogtei erlangte die Stadt die volle Gerichtsbarkeit.

Kaiser Friedrich III. verlieh der Stadt im Jahr 1487 das Recht, neben dem zu dieser Zeit bereits etwa 500 Jahre etablierten Talmarkt auch noch vor Weihnachten einen Markt, den damals so genannten Katharinenmarkt, abhalten zu dürfen. Auch die Tradition dieses Weihnachtsmarktes wird bis in die Gegenwart fortgeführt.

Zeitalter der Reformation

Im 16. Jahrhundert war Wimpfen eine Hochburg der Reformation. In den Stadtarchiven und im Kirchengeschichtlichen Museum in der Pfalzkapelle sind Namen und Schriften örtlicher Reformatoren überliefert, deren wichtigster wohl Erhard Schnepf gewesen sein dürfte, der von 1523 bis 1526 als evangelischer Prediger wirkte. Sein Zeitgenosse, der Maler Heinrich Vogtherr der Ältere verfasste in Wimpfen zahlreiche Reformationsschriften und -lieder. 1546 beauftragte der Rat der Stadt Johann Isenmann aus Schwäbisch Hall mit der Durchführung der Reformation in Wimpfen. Bürgermeister Hans Aff unterzeichnete für den Rat der Stadt Wimpfen die lutherische Konkordienformel von 1577 [3] . Obwohl die katholische Geistlichkeit vor Ort erbitterten Widerstand gegen die Reformatoren leistete, zählen die Einwohnerlisten des Jahres 1588 nur noch etwa 30 Katholiken am Ort. Der protestantische Stadtrat vergab fortan Katholiken kein Bürgerrecht mehr, und die Kirchen der Stadt wurden der protestantischen Gemeinde übereignet oder aber von beiden Religionen genutzt, was insbesondere zu Auseinandersetzungen mit den Klosterherren und den Wormser Domherren führte.

Dreißigjähriger Krieg

Die religiösen Auseinandersetzungen in der Stadt traten jedoch alsbald in den Hintergrund, als im Jahr 1622 unweit der Stadt die Truppen des kaiserlichen Generals Johann Tserclaes Graf von Tilly auf das Heer des Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach trafen. Diese Schlacht bei Wimpfen war eine der bedeutendsten und blutigsten des Dreißigjährigen Krieges . Ein Relikt jener Zeit ist die noch im Luftbild zu erkennende Altenberg-Schanze .

Wimpfen wurde im weiteren Verlauf des Krieges mehrfach geplündert, Häuser und Felder wurden abgebrannt, und Krankheiten und Seuchen rafften die Bevölkerung dahin. 1648, nach Ende des Krieges, war die Bevölkerung auf ein Zehntel des Vorkriegsstandes reduziert. Viele prächtige Bauten waren zerstört, und zur Sanierung bestehender Gebäude oder für Neubauten wurden in der Folgezeit Teile der früheren staufischen Burganlagen abgetragen.

An den verheerenden Folgen des Dreißigjährigen Krieges hatte die verwüstete Stadt noch über 150 Jahre zu leiden. Obwohl die Kelten im Neckarbecken schon in vorchristlicher Zeit Salz aus Sole gewonnen hatten, schlugen im 18. Jahrhundert Versuche fehl, Salz in Salinen bei der Fleckinger Mühle und im Neckartal zu gewinnen. Es herrschte weiterhin bittere Armut. In dieser Zeit erfuhr Wimpfen finanzielle Unterstützung durch die Reichsstadt Nürnberg .

Aus dem Jahr 1783 wird von der Wimpfener Holzrevolution berichtet. Das Holz aus den umliegenden Wäldern stand den Bürgern bis dahin kostenlos zur Verfügung. Um die Stadtkasse aufzubessern, sollte hierauf nun eine Abgabe erhoben werden, die die ebenfalls verarmten Bürger nicht erbringen konnten. Die daraus resultierenden Unruhen konnten nur durch ein starkes Aufgebot an Ordnungskräften unterdrückt werden.

Übergang an Hessen 1803

Durch den Reichsdeputationshauptschluss kam die Stadt zunächst an Baden, das Stift Wimpfen und der Wormser Hof jedoch an Hessen-Darmstadt . Die Besetzung durch die neuen Herren erfolgte noch vor Abschluss der Verhandlungen im September bzw. Dezember 1802. Daraus entwickelte sich eine Auseinandersetzung zwischen Baden und Hessen über die Souveränitätsrechte des Stifts. Da Wimpfen zu diesem Zeitpunkt noch weit vom übrigen Territorium Badens entfernt war, ließ sich Baden auf einen Gebietsaustausch ein und trat Wimpfen an Hessen ab. Der Besitzerwechsel wurde am 5. April 1803 in Wimpfen verkündet. Erst 1805/06 wurde das Umland Wimpfens durch Baden und Württemberg annektiert, und Wimpfen lag fortan als hessische Exklave zwischen diesen Ländern.

Für Wimpfen ergab sich aus der Zugehörigkeit zu Hessen eine äußerst komfortable Situation, da man sich 40 km jenseits der Grenze des Großherzogtums nahezu autonom verwalten konnte. Ab 1874 wurde Bad Wimpfen Teil des Kreises Heppenheim , welcher 1938 durch Zusammenlegung mit dem Kreis Bensheim zum Kreis Bergstraße wurde.