„Jede Region liebt ihren Dialekt, ist er doch das Element, in welchem die Seele ihren Atem schöpft“! Dies schrieb kein Geringerer wie der Großmeister der deutschen Sprache Johann Wolfgang von Goethe vor inzwischen mehr als 220 Jahren. Er verband die Mundart zugleich mit den Gefühlen von Heimat, Herkunft und Geborgenheit. So wie ein Land, eine Stadt oder ein Dorf das äußere Zuhause eines Menschen sein könne, so könnte seine Sprache ihm persönlich so etwas wie eine „innere Heimat“ geben. Davon war nicht nur Goethe überzeugt, sondern auch namhafte Persönlichkeiten bis hinein in die Gegenwart. Vor solchen Hintergründen erlebt die Mundart – der Dialekt in seinen vielfältigen Sprachvarianten – seit geraumer Zeit eine Art von Renaissance, nachdem er oft belächelt und sogar verpönt worden ist.
So war es jetzt auch zu spüren bei der unterhaltsamen Veranstaltung des Arbeitskreises für Kultur- und Landschaftspflege Pfeddersheim im Evangelischen Gemeindehaus, die unter der Thematik stand: „Unser Dialekt – eine humoristische Mundartveranstaltung“. Akteur war der bekannte Wormser Buchautor und Mundartexperte Hartmut Keil.
Das, was er in der zweistündigen Betrachtung mitsamt seinen Lesungen vortrug, war zugleich eine Art von Mundart-Seminar. Erläuterte er doch an Hand seines „Rheinhessischen Mundart-Lexikons“ die vielfältige Bandbreite der regionalen Redensarten, die von Ort zu Ort so verschieden ausgeprägt sind und wobei es nicht selten auf kleinste und feine Nuancierungen ankommt. Manche Kuriositäten nannte er direkt und gezielt beim Namen, gleichgültig, ob beim aktiven und normalen Präsens, dem Aufspüren der Passivform und des „superlativen“ Imperativs, aber ebenso bei derberen Ausdrucksweisen.
Viel Beifall erntete Hartmut Keil bei seinen dialektischen Lesungen aus seiner Schrift „E bissje Gehde“ (Ein bisschen Goethe), beispielsweise beim „Heideresje“ (Heidenröschen), wobei er auch das Auditorium zum aktiven Mittun animierte. Ebenso belustigt verfolgte man sein „Rebsordengedischd“ mit den Mundartreimen zur Scheurebe oder auch zum Spätburgunder, ferner beim „Rhoihessische Max und Moritz“, dem „Schdruwwelpeder“ bis hin zu seinem Anekdotenbuch „Kumm, geh fort“! Hierbei ging es sogar um ortsbezogene Pfeddersheimer Anekdoten und Geschichtchen in ehemals bekannten Lokalitäten. In der breiten Palette, die Hartmut Keil seiner Zuhörerschaft mit teils verhaltener, teils vehementer Gestik bot, kamen nicht zuletzt auch Wormser Witze zur Sprache, die für große Heiterkeiten sorgten. Alles in allem war es eine nette und zugleich sehr amüsante Unterweisung, wie man „rhoihessisch“ spricht oder besser „babbelt“.
Dr. Elisabeth Schick, die für den Arbeitskreis zu Beginn begrüßt hatte, dankte am Ende Hartmut Keil für seine Darbietung „Unser Dialekt – eine humoristische Mundartveranstaltung“ unter großem Beifall aller Anwesenden, die sich zwischendurch an einem würzigen Pfeddersheimer Riesling und einem kräftigen Spätburgunder zusätzlich erfreuen konnten.