KREISBAUVEREIN Zwei Natursteinwände am Neubau erinnern an Möllingerhof

(WZ 03.12.2009) PFEDDERSHEIM. Der große Neubau des Kreisbauvereins am Standort des einstigen Möllingerhofes inmitten des alten Ortskerns ist jetzt nahezu gänzlich vermietet. 30 Mietwohnungen, 49 Stellplätze in der Tiefgarage, die neue Postagentur und ein Gastronomiebetrieb finden dort ihren Platz.

moellingerhofAm Eingang der Durchgangs-Passage von der Schlossstrasse zur Paternusstraße wurden jetzt zwei Natursteinwände errichtet - zum Teil mit alten Steinen des früheren Möllingerhofes. Dazu zählt auch der ehemalige Scheitelstein über der Schlupfpforte des Hofes mit der Jahreszahl 1794 und dem Namenszug David Möllinger. Außerdem wurde, in Abstimmung mit Ortsvorsteher Alfred Haag und auf Anregung des Arbeitskreises für Kultur- und Landschaftspflege Pfeddersheim e.V., an einer der Natursteinwände eine Erinnerungstafel mit den Namen der öffentlichen Repräsentanten der Familie Möllinger und deren Berufs- und Lebensdaten installiert.

Gestiftet hat diese Tafel das Landschafts- und Ortsplanungsbüro Butsch und Faber.

Angefangen hat alles mit David Möllinger (1771-1817), der den landwirtschaftlichen Hof 1791 erwarb und zu einem etwa 250 Morgen großen Gut ausbaute. Er betrieb außerdem von 1803 bis 1817 eine Regenmessstation und machte sich so als Wetterforscher einen Namen. Seine Niederschlagsmessreihe war eine von neun in ganz Mitteleuropa. David Möllinger war zudem zeitweise Vorsitzender der Verwaltung des Kantons Pfeddersheim und später Bürgermeister.

Sein Sohn Johann Möllinger (1791-1836) hatte ebenfalls lange Jahre das Amt des Bürgermeisters in Pfeddersheim inne. Als tüchtiger Landwirt setzte er sich für die erste Beschreibung und Festlegung der Pfeddersheimer Flurgrenzen der 1 362 Hektar großen Gemarkun ein, die von April bis Mai 1833 durchgeführt wurden. Insgesamt 28 Fluren wurden festgelegt und vermessen, die mit 154 großen Grenzsteinen gegenüber den elf angrenzenden Nachbargemarkungen markiert wurden. Dessen Sohn David Möllinger (1813-1868) ist der dritte auf der Erinnerungstafel. Er war als Landwirt und Bürgermeister in Pfeddersheim hoch angesehen und reihte sich damit in der Tradition seiner Vorfahren mit ein. Sein Onkel Johann Albert Möllinger (1821-1906) findet auf der Erinnerungstafel ebenfalls einen Platz. Neben seinem Beruf als Landwirt übte er das Amt des Bürgermeisters und das des Präsidenten der Landwirtschaftskammer aus und war Landtagsabgeordneter in Hessen/Darmstadt.

Seine Grabstätte ist auf dem Pfeddersheimer Friedhof bis heute erhalten. Mit seinem Tod endete im Wesentlichen die Ära des Möllingerhofes, der im Wandel der Zeiten Höhen und Tiefen erlebte.

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