FÜHRUNG - Pfeddersheimer auf den Spuren von Georg Scheu / Historisch bedeutende Bauten

(WZ 07.09.2009)PFEDDERSHEIM. "Auf den Spuren von Georg Scheu" - unter diesem Motto führte Dr. Elisabeth Schick, stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises für Kultur- und Landschaftspflege, rund 40 Gäste aus nah und fern durch den historischen Ortskernbereich von Pfeddersheim.

spuren_georg_scheuMit dem Rundgang und den dabei kredenzten Weinen wurde an den bedeutenden Rebenzüchter und Wegbereiter des deutschen Weinbaus erinnert, den der Orden der Freunde des Pfeddersheimer Weins anlässlich seines 130. Geburtstages und 60. Todesjahres in den Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltungen gerückt hatte.

Scheu war von 1920 bis Anfang der 1940er Jahre Leiter der Pfeddersheimer Rebenzuchtstation gewesen, die auf seine Initiative gegründet wurde und hohes Ansehen in Fachkreisen hatte.

Vom Rathaus ging es zum stilvoll restaurierten Bürgerturm in der Ringstraße. Hier erzählte Julius Beck als geschichtskundiger "Alt-Pfeddersheimer" und Zeitzeuge der 1930er und frühen 1940er Jahre Wissenswertes über die einstige Rebenzuchtstation: dort hat er als Schulbub unter Aufsicht von "Meister" Jakob Knoll, dem engsten Mitarbeiter Scheus, Rebsetzlinge fachgerecht zurechtgeschnitten. Dies demonstrierte er an mitgebrachten Reben bei der nächsten Station, dem Anwesen Heinz Wendels, Paternusstraße 32, in dessen Gewölbekeller Georg Scheu Zuchtreben und Versuchsweine gelagert hat. Am Anwesen konnte auch die jüngst installierte Scheu-Gedenktafel betrachtet werden.

Auf dem Weg zur ehemaligen Synagoge berichtete Dr. Elisabeth Schick sowohl über das Wirken des Rebenzüchters als auch über die Gestaltungs- und Sanierungsmaßnahmen im Rahmen der Stadtteilentwicklung im Bereich des früheren Möllingerhofes. Wiederum war es Julius Beck, der in humorvoller Weise über die Herstellung von Pfropfreben Auskünfte gab. Vorbei am restaurierten Türturm führte der Weg zum "Graben" nördlich vom Johannisturm, wo ein Versuchsweinberg von Georg Scheu gewesen war. Beck erläuterte den dortigen Lagenamen "Hinter der Kirche".

Am Haus des einstigen Scheu-Mitarbeiters Jakob Knoll und zugleich am Standort seines ehemaligen elterlichen Wohnhauses skizzierte Julius Beck den umliegenden Gebäudebestand mit "Abriss- und Aufbaumaßnahmen" im Wandel der Zeit.

Am Lenhardsturm - auch Sprenger genannt - ging Elisabeth Schick auf die Historie des Pfeddersheimer Weins ein, etwa auf die Pfeddersheimer Rieslingurkunde von 1511 und nicht zuletzt auf eine Tischrunde in Luthers Haus zu Wittenberg anno 1540, bei der Luther seinen Gästen Wein mit den Worten "Wie gefällt euch der Pfeddersheimer" genießen ließ. Unter großem Applaus beschloss Beck den außergewöhnlichen Rundgang mit einer Anekdote über den ersten Pfeddersheimer Öko-Winzer von "Anno dazumal".