Stadtmauerrundgang ermöglicht Pfeddersheimer Arbeitskreis für Kultur- und Landschaftspflege Blick in Vergangenheit

(WZ 22.04.2009)Einen sehr informativen, über zweistündigen Rundgang entlang der Stadtmauer erlebte eine Gruppe des Pfeddersheimer Arbeitskreises für Kultur- und Landschaftspflege: Wolfgang Grün, langjähriger früherer Leiter des Stadtplanungsamtes, nahm die Gäste mit auf eine spannende Zeitreise, nachdem er im Bereich des rheinseitigen Mauerabschnittes mit Bürger- und Torturm eine historische Einführung über Bedeutung und Zweck einer Stadtmauer gegeben hatte. Dazu merkte er an, dass mit dem "verklärten Blick auf ein Stück sichtbare Vergangenheit Stolz für die Stadt und daraus ein Heimatgefühl aufkommen" könne.

An etlichen Stellen des Mauerverlaufs, etwa in den Bereichen von Petersstraße/Mayfelsturm/Haspelgasse oder auch in der Nähe des Raschitores mit dem benachbarten Scharfrichterturm und dem einstigen Ziegelturm machte der erfahrene Stadtplanungsexperte auf oftmals widerstreitende Interessen bei der Stadtsanierung einerseits und Wohnbebauung andererseits aufmerksam. Es fehle dabei mitunter die sensible Beachtung historischer Bezüge, so der Baudirektor im Ruhestand. Auch der Versuch, im Bereich der Herta-Mansbacher-Anlage mit dem dort angelegten Spielplatz auf die Strukturen des mittelalterlichen, mauergeschützten Worms aufmerksam zu machen und den "Sandkastenkindern" Anreize zum Spielen zu vermitteln, habe bei den Eltern wenig Anklang gefunden.

Sowohl in der Bauhofgasse als auch im Bereich westlich des Heylshofes machte Wolfgang Grün auf Mauerreste römischen Ursprungs und aus der Zeit um 300 nach Christus aufmerksam. Humorvoll erinnerte er an eine Kuriosität westlich von Dom und Heylshof, wo die Mauer den einstigen Bischofshof umschloss: Um die Intimität dieses Bereiches zu wahren, lehnten die Bischöfe an dieser Stelle einen Wehrturm ab. Doch die Wormser wollten zu gerne dem Bischof in den Garten oder in die Fenster sehen und so errichteten sie 1424 einen von der Mauer abgesetzten Turm, der zwar nicht der Verteidigung diente, aber einen Blick über die Mauer in den Bischofsbereich ermöglichte. Die Grundmauern dieses "Neid- oder Krämerturmes" sind noch im Böschungsbereich des Stadtgrabens zu erkennen.

Viele weitere Details erfuhren die Pfeddersheimer auf dem ausgedehnten Rundgang, so etwa die verschiedenen historischen Bauepochen der Mauer mit Erweiterungen zu wehrtechnischen Umfriedungen in den Bereichen von Liebfrauenkirche und Judenfriedhof. Grün ging auf den Bau von elf Bastionen sowie die Anlage von so genannten Wolfsgräben ein. Ebenso wurde die Mauerordnung mit den Bürgerpflichten erwähnt bis hin zu den Zerstörungen während des 30-jährigen Krieges und vor allem des Pfälzer Erbfolgekrieges.

Gleichwohl - so Grün abschließend - sei es in den letzten Jahrzehnten gelungen, im Kernstadtbereich den Maßstab des Stadtgefüges durch Sanierungsmaßnahmen im Verlauf des ehemaligen Stadtmauerzuges zu wahren, den Stadtgrundriss dadurch ablesbar zu halten und so die Stadtgeschichte begreifbar zu machen.