(WZ 19.02.2009) PFEDDERSHEIM. Ein weiteres Kapitel zur Historie von Pfeddersheim schlägt der Arbeitskreis für Kultur- und Landschaftspflege auf: Er hat jetzt eine Broschüre vorgelegt, die sich mit den alten Flurgrenzen beschäftigt.

grenzsteinSeit inzwischen 35 Jahren widmet sich der Arbeitskreis für Kultur- und Landschaftspflege Pfeddersheim neben kulturellen und landschaftspflegerischen Belangen vor allem der Heimatkunde und Ortsgeschichte von Pfeddersheim. Zu seinen schriftlichen Beiträgen, beispielsweise über alte Stadtansichten und Mitbürger sowie vielfältige ortsbezogene Themen, ist jetzt eine neue, kleine Broschüre erschienen: eine Beschreibung der Pfeddersheimer Flurgrenzen von 1833 mit Hinweisen aus dem "Stadtbuch über Freiheiten, Gerechtigkeiten, Statuten und Gerichtsordnungen" von 1600.

 

Durch das Großherzoglich-Hessische Gesetz vom 11. Januar 1831 und der vorangegangenen "Instruction" vom 30. Juni 1824 wurden genaue Parzellenvermessungen durchgeführt und deren Ergebnisse in einem Katasterwerk festgehalten. Seit Mai 1833 gibt es auch für die Gemarkung Pfeddersheim erste zuverlässige Angaben mit exakter Beschreibung der Grenzen von damals insgesamt 28 Fluren. Die Gemarkungsgröße wurde mit 5446,9 "hessischen Morgen" ermittelt, was rund 1362 Hektar entspricht. Die nahezu rechteckig-quadratische Gemarkungsform hat eine "Umringsgrenze" von 17,86 Kilometern Länge. Man muss also gut zu Fuß sein, wenn eine Wanderung rund um die Pfeddersheimer Gemarkung unternommen werden soll. Dabei kann der neue Beitrag des Arbeitskreises behilflich sein.

 

Der damalige Geometer Klepper hat diese Grenzbeschreibung durchgeführt und gemeinsam mit dem Pfeddersheimer Bürgermeister David Moellinger am 16. Mai 1833 unterzeichnet. Familiengeschichtlich interessant sind die Namen der dabei mitwirkenden Pfeddersheimer Bürger: der Beigeordnete Carl Höll, die "Stadträthe" Heinrich Meyrer, Blasius Breunig und der Feldschütz Wilhelm Wendel.

Bereits im Pfeddersheimer Stadtbuch von 1600 wurde beschrieben, dass die Gemarkung an elf Nachbargemarkungen angrenzt, und zwar an Mörstadt, Kriegsheim, Monsheim, Hohen-Sülzen, Offstein, Heppenheim, Horchheim, Pfiffligheim, Leiselheim, Herrnsheim und Abenheim. Damals standen entlang der Gemarkungsgrenze 154 große Grenzsteine in jeweiligen Abständen von etwa 116 Metern. Es ist genau angegeben, wie viele dieser Grenzsteine auf die einzelnen Nachbargemarkungen entfielen. Die meisten Grenzsteine standen an der Mörstadter Grenze, und zwar exakt 43, gefolgt von 31 Steinen entlang der Grenze zu Heppenheim und 22 entlang der Grenze zu Pfiffligheim. Lediglich zwei Grenzsteine markierten die Grenze zu Abenheim. Im alten Stadtbuch von 1600 heißt es hierzu (in heutiger Sprache verkürzt): "Sie stehen in guter friedlicher Nachbarschaft aufrecht, abgesondert und wie beschlossen. Und die Stadt ist der kurfürstlichen Pfalz als dem rechtlich natürlichen Erbherrn und Landesfürsten allein zugetan, verpflichtet und angehörend."

Bei späteren Vermessungen, vor allem in der von 1938 bis 1952 durchgeführten Feld- und Flurbereinigung, sind die großen Grenzsteine durch im Boden versenkte Grenzmarkierungen ersetzt worden, um die zunehmende maschinelle Feldbewirtschaftung nicht zu behindern.