Die Pfeddersheimer Synagoge ist in ihrer Art eine typische Landsynagoge, wie es sie in zahlreichen Orten gegeben hat. Obwohl äußerlich ein unauffälliges und schmuckloses Gebäude, zählt sie zu den ganz wenigen Synagogen, die heute noch erhalten und in ihrem äußeren Aussehen weitgehend unverfälscht sind. Hierin begründen sich ihr Wert und ihre Bedeutung. Deswegen wurde sie auch förmlich am 23.04.1986 unter Denkmalschutz gestellt.

Beschreibung

Am Ende der Kleinen Amthofstrasse, die früher Synagogengasse hieß, gelangt man über den Hof an das fast quadratische Synagogen Gebäude mit seinem Satteldach, dessen First von Osten nach Westen orientiert ist. Auf der Nord- und Südseite befinden sich jeweils drei rundbogige Fenster mit der land­schafts­typischen Sandsteineinfassung. An der Innenseite der Ostwand und damit nach Jerusalem orientiert befand sich der Aron, die Wand­nische zur Aufbewahrung der Thorarolle, von dessen einfassenden Säulen die Kapitelle und Basen noch auf dem Grundstück vorhanden sind. Im (heutigen) Obergeschoss ist der obere Teil der Aronnische noch sichtbar, flankiert von zwei Fenstern. Von der hölzernen Tonnen­gewölbedecke sind noch Teile erhalten. Die an der Westseite liegende Frauenempore war durch ein hölzernes, verziertes Gitter abgetrennt, von dem auch der obere Teil noch erhalten ist.

Westlich an die Synagoge schließt sich das eingeschossige Haus des Lehrers an, durch dessen Flur sowohl der Hauptraum der Synagoge als auch die Frauenempore betreten wurden.

An der Eingangstür zur heutigen Küche erinnert der Rest der Mesusa (am rechten Türpfosten jüdischer Häuser oder Wohnungen angebrachte Kapsel, die einen Perga­mentstreifen mit einer Inschrift aus 5.Mose 6,4-9 und 11,13-21 enthält) an die ehemaligen jüdischen Bewohner.

Geschichte

1444        Erste Nachrichten über hier lebende Juden

1470        Judenaustreibung aus der ganzen Kurpfalz

1648        seit Ende des dreißigjährigen Krieges durchgängig Nachrichten über in Pfeddersheim lebende jüdische Familien

1652    fünf Pfeddersheimer Juden gründen die Gemeinde Mannheim; ob weiter Juden in Pfeddersheim gewohnt haben, bleibt unklar

1815        Erfassung der Juden im Kanton Pfeddersheim, der zum Departement „Mont Tonnerre“ gehörte.
Es gab keine Synagoge und keinen Rabbiner, aber Schulen, in denen auch Gottesdienst abgehalten wurde

1834        Gründung der jüdischen Gemeinde Pfeddersheim

1842        die jüdische Gemeinde kauft das Grundstück in der heutigen Kleinen Amthofstrasse 9

1843        die Synagoge wird fertiggestellt und die Stühle an die Gemeindemit­glieder versteigert. Etwa 60 Jahre lang wird die Synagoge regelmäßig genutzt.

1921    als letzte rituelle Handlung wird die Hochzeit von Ella Kehr und David Rosenfeld gefeiert

1938        Reichspogromnacht. Das Gebäude bleibt verschont

1941        Verkauf an den benachbarten Landwirt, der eine Zwischen­decke einzieht und das Gebäude als Speicher und Stall nutzt

1980        Verkauf an die heutigen Besitzer, Nutzung als Weinprobierstube

1986    Gebäude kommt unter Denkmalschutz

2002        Sanierung


Synagogenordnung:

Bestimmung zur Handhabung der Ordnung in der israelitischen Synagoge, und der Erhaltung der, der Religion gebührenden Achtung und Würde.

§ 1   Die Handhabung der Ordnung beim Gottesdienst in der Synagoge steht dem Gemeindevorstand oder dem von ihm Kommittierten zu; an Sabbat- und Festtagen wird daher wenigstens ein Mitglied desselben in der Synagoge gegenwärtig sein.

§ 2   Jeder, welcher zum Gottesdienst kommt, hat anständig gekleidet in der Synagoge zu erscheinen, keinesfalls darf jemand mit einem Kittel erscheinen.

§ 3   Während des Gottesdienstes muß die vollkommenste Ruhe in der Synagoge herrschen, jede weltliche Unterhaltung im Inneren der Synagoge ist untersagt.

§ 4   Eltern und Vormünder welche Kinder in die Synagoge einführen, haben dieselben stets bei sich zu halten bis sie das dreizehnte Jahr zurückgelegt haben, und sind für deren gute Aufführung verantwortlich.

§ 5   Das Aufsetzen einer sogenannten breiten Haube ist nur dem Vorsinger erlaubt.

§ 6   Das Gebet für Seine Königliche Hoheit den Groß­herzog und seine Familie wird in Deutscher Sprache nach der Norm, wie in der Stadt Worms abgehalten.

§ 7   Niemand darf ein anderes Gebet für sich in der Synagoge anfangen, damit es keine Störung im Gottesdienst gibt.

§ 8   Es darf während dem Gottesdienst niemand seinen Platz verlassen, außer jener der zur Tora gerufen wird.

§ 9   Niemand darf währenddem der Vorsinger im Gebet ist, vorsprechen oder mitsingen.

§ 10 Es dürfen keine Eltern während dem Gottesdienst ihren Kindern Gebete laut vorsagen.

§ 11 Das Versteigern von gottesdienstlichen Funktionen in der Synagoge höret, sobald das Reglement über den einzuführenden Turnus vollendet sein wird auf.

§ 12 Der öffentliche Gottesdienst wird durch Anschlagzettel an der Synagoge, oder durch zusammenrufen bekanntgemacht.

§ 13 Der Gebrauch daß die Kinder männlichen Geschlechts am ersten Sabbat nach erreichtem dreizehnten Jahr selbst den Tagesabschnitt aus der Tora ablesen, ist dahin abgeändert, daß sie nur den Abschnitt aus der Tora vorlesen zu dem sie gerufen werden.

§ 14 Es dürfen sich während des Gottesdienstes keine Männer zu den Frauen begeben um Debatten aufzusuchen.

§ 15 Derjenige der zum Aufrufen der Tora bestimmt, darf nicht außer der Reihe aufrufen, sondern wie es vorgeschrieben ist, davon darf nicht abgegangen werden, auf Sabbat, oder an Festtagen darf kein Fremder der nicht zur Gemeinde gehört zur Tora aufgerufen werden.

§ 16 Das Versammeln auf offener Straße, so wie auch alle Privatversammlungen zu religiösen Handlungen ist schon durch die allgemeine Gesetzgebung verboten; jede Zuwiderhandlung soll daher der kompetenten Zivilbehörde angezeigt werden. 

BAUERNKRIEGE

Straßenname erinnert in Worms an kriegerische Zeiten

Der Aufstand der Bauern hatte schon 1524 zwischen Schwarzwald und Bodensee begonnen. Von dort breitete er sich wellenartig in Südwestdeutschland aus und erreichte im Frühjahr 1525 die Regionen um Worms-Pfeddersheim. Fast zur gleichen Zeit erhoben sich die Bauern im Gebiet um Malsch bei Bruchsal und in Nussdorf bei Landau. Kurz darauf folgten sodann die Bauern der Leininger-Region um Bockenheim.

Aus den spärlichen Überlieferungen jener Zeit lässt sich erkennen, dass die Bewohner von Pfeddersheim im Bauernkriegsgeschehen im südlichen Rheinhessen und der nördlichen Vorderpfalz eine wichtige Rolle spielten. Einige von ihnen zählten bereits zu den Anfängern und Gründern des so genannten „Bockenheimer Haufens“, der sich am 29. April 1525 dort selbst bildete. Der zeitgenössische Berichterstatter Peter Harer, „pfalzgräflicher Secretarius zu Heydelberg“, hat anno 1525 dies in seiner „Wahrhaftigen und gründlichen Beschreibung des Bauernkriegs“ näher beschrieben. Wörtlich heißt es hierzu in seiner Schrift: „Zu denen (gemeint ist der Bockenheimer Haufen) liefen etlich böß Kinder von Pfedersheim, bewegt die nechsten und ander Leut zu inen mit Erforderung, mit Dringung der Glubd und sonst mit Drewworten, wie sie konnten.“

Nach Peter Harer bewegten sich die Bauern auf Pfeddersheim zu, wo sich die unterschiedlichen „Haufen“ in einer Stärke von 8 000 Mann vereinigten und den Fürsten am Ende „ins Messer“ liefen. Die Bauern wurden - so der Zeitzeuge Peter Harer - „daselbst von den Inwonern uff blose Erforderung ingelassen“. Nicht nur die Bürger der Stadt zeigten ihre Sympathie gegenüber der Bauernsache. Hinzu kamen auch 230 Angehörige des vom Oberamt Alzey aufgebotenen „Miliz-Ausschusses“, die vorsorglich in die Stadt Pfeddersheim verlegt wurden, um diese vor den Bauern zu schützen. Doch sie gingen mit fliegenden Fahnen zu den Aufständischen über und haben dafür einen hohen Blutzoll zahlen müssen: 46 fallen in der Schlacht und einer wird enthauptet. Diese Leute stammten aus 32 rheinhessischen Orten, womit nachgewiesen ist, wie weit die bäuerliche Unruhe auch in der Region nördlich von Pfeddersheim gedrungen sein muss.

Am Samstag, 17. November 2012, kurz nach dem 125-jährigen Geburtstag von August Ermarth, wurde auf Anregung des Arbeitskreises der neue Platz in der Allee nach diesem verdienstvollen Pfeddersheimer in einer kleinen Feierstunde benannt.

Felix Zillien erinnerte in seiner Ansprache, warum genau dieser Platz geeignet ist, die Erinnerung an August Ermarth zu erhalten:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, meine Damen und Herren,

Vor 3 ½ Jahren – exakt am 11. Mai 2009 - vollzogen die Herren Staatsminister Karl-Peter Bruch, Oberbürgermeister Michael Kissel, Landtagsabgeordneter Jens Guth, Ortsvorsteher Alfred Haag und der Verbandsvorsitzende des Kreisbauvereins Leo Jugenheimer den Spatenstich zur Neugestaltung dieses Platzes, indem sie mit blitzblanken Spaten Erde von einem eigens aufgehäuften Sandhaufen in die Luft wirbelten. Der damalige Innenminister Karl-Peter Bruch überreichte dazu einen Bewilligungsbescheid über einen Landeszuschuss in Höhe von 150.000 Euro und bemerkte, dass mit der nunmehr beginnenden Platzgestaltung eine konsequente Folgemaßnahme nach dem neuen Bauprojekt des Kreisbauvereins in Angriff genommen werde. Oberbürgermeister Kissel drückte seine Freude in seiner Rede so aus: „Ich freue mich, dass mitten in Pfeddersheim ein Treffpunkt für Jung und Alt geschaffen wird“ und Ortsvorsteher Alfred Haag ging noch einen frohgemuten Schritt weiter, indem er wörtlich sagte:

„Heute ist der schönste Tag während meiner 15jährigen Tätigkeit als Ortsvorsteher, ich bin von Herzen dankbar, dass nun ein schöner Ortsmittelpunkt geschaffen wird. Es ist ein Glücksfall, dass der Kreisbauverein die Bauträgerschaft übernommen hat und ich bin zuversichtlich, dass nach der Neugestaltung im Bereich Paternusstrasse/Kleine Allee ein Platz der Begegnung für junge und alte Mitbürher enstehen wird.″

Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, das waren vor inzwischen 3 ½ Jahren meine damals mitgeschriebenen Notizen für meinen anschließenden Bericht für die Wormser Zeitung in der Ausgabe vom 12. Mai 2009.

Es klingelte förmlich in meinen Ohren, was damals vor allem Herr OB Michael Kissel sagte, nämlich: „Es wird ein Treffpunkt für Jung und Alt!“ und was Ortsvorsteher Alfred Haag daran anschließend zum Ausdruck brachte, nämlich dass hier „ein Platz der Begegnung für junge und alte Mitbürger entstehen wird!

Denn ich dachte bei diesen Reden geradezu spontan an einen einstigen Pfeddersheimer Bürger, der wie kein anderer sich um Jung und Alt höchste Verdienste hier in Pfeddersheim erworben hat:

Ich dachte an August Ermarth, der dort drüben im großen Gebäude der heutigen Paternusstraße 33 am 2. November 1887 – also vor 125 Jahren – das Licht dieser Welt erblickte und der als fast 83Jähriger am 13. Januar 1970 in Wiesbaden verstorben ist und hier auf dem Pfeddersheimer Friedhof sein Ehrengrab hat. August Ermarth, der unverheiratet geblieben ist, war zuletzt Postamtmann in Frankfurt/Main gewesen und ein sehr um Bildung strebender Mensch, der in seinem öffentlichen Testament verfügte, dass alle Pfeddersheimer Studenten/Studentinnen, die Finanzhilfen fürs Studium aus seiner Stiftung erhalten, seinen testamentarischen Willen lesen müssen.

Hierzu heißt es im Testament wörtlich: „Bitte, die Stipendiaten mein Testament lesen zu lassen, damit sie daraus für das Leben etwas lernen!

August Ermarth berichtet darin unter anderem auch über seine Weltreisen. Reiseziele waren keineswegs auf Deutschland und die Nachbarländer beschränkt, vielmehr unternahm er Mittelmeerreisen, ebenso bereiste er auf mehrwöchigen Seereisen die skandinavischen Länder, ferner Nord- und Südamerika sowie weitere Staaten, um die Welt und Menschen näher kennen zu lernen, wie er im Testament hinterlassen hat.

Neben seinen beruflichen Pflichten besuchte er acht Semester die Verwaltungsakademie in Frankfurt und erwarb das Akademie-Studienzeugnis mit den Fachkenntnissen eines Diplom -Kaufmanns. Er war außerdem ein fleißiger Besucher von Opern, Operetten, Schauspielen und zahlreichen Vorträgen, um einen Ausgleich zu seinem ungeliebten Postbeamtenberuf zu haben, wie er ausdrücklich im Testament schreibt. Sein Traumberuf wäre der des Landwirts oder eines selbständigen Kaufmanns gewesen, aber er folgte dem ausdrücklichen Wunsch seines Vaters und ging zur Post. So schreibt er in seinem Testament unter anderem weiter, dass es ihm nicht zusagte, immer nach einengenden Gesetzen, Paragraphen, Verordnungen und Bestimmungen zu handeln; auch war ihm der Bürokratismus zuwider, aber dennoch wurde er Postamtmann, eine für die damalige Zeit durchaus hohe Beamtenposition.

Er hatte in seinem notariellen Testament vom 3. Juni 1954 ausdrücklich seine August-Ermarth-Stiftung dokumentieren lassen, indem er seinem Geburtsort Pfeddersheim umfangreiche Ländereien, Wertpapiere und Aktien sowie Bargeld stiften werde, wie es auch nach seinem Tod geschehen ist. Er verfügte weiterhin, dass aus den Erlösen der Pachteinnahmen Studenten und Studentinnen finanzielle Hilfen beim Studium zuteil werden sollen - wie ich schon erwähnte - und ferner den älteren Mitbürgern jeweils an Weihnachten durch eine Feier mit Kaffee, Kuchen und sonstigem Gebäck Freuden bereitet werden sollen. Daraus sind bekanntlich in den späteren Jahren die beliebten Alten- bzw. Seniorenfahrten in die nähere und weitere Umgebung von Pfeddersheim entstanden.

Sehr bemerkenswert führte August Ermarth in seinem Testament zu den Studentenhilfen folgendes aus (Ich darf zitieren):

„Die zu fördernden Studierenden müssen aufrechte, fleißige, strebsame und ausdauernde Menschen sein. Anständigkeit und Straflosigkeit sind Grundvoraussetzungen für die Finanzhilfe. Die religiöse und politische Zugehörigkeit ist dabei nicht zu beachten, jedoch sind extreme Richtungen, die leicht zu einer Diktatur führen können, auszuschließen.

Angenehm sind mir Menschen, die in demokratischen, europäischen und Weltmaßstäben denken können, die sich vor allem für den Frieden einsetzen und sich gegen Krieg stemmen. Es gibt keine schlimmere Geißel für die Menschheit als den Krieg.“ (Ende des Zitas).

Und ich füge hinzu, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, dieser Wille ließ August Ermarth vor inzwischen 58 Jahren- also anno 1954 - im Testament als eine Art Vermächtnis festhalten!

Ich habe einmal überschläglich ermittelt, dass inzwischen mehr als 800 Studierende von Pfeddersheim durch eue Stiftung von August Ermarth gefördert worden sind. Hinzu kamen über die langen Jahren hinweg etwa 11.500 Mitbürger in den Genuß der Altenfahrten!

Ja, meine Damen und Herren, das waren und sind einige der tragenden Inhalte der August-Ermarth-Stiftung! Es waren und sind die Anliegen von August Ermarth für Jung und Alt gewesen, die bis heute weiter wirken!

Daran dachte ich ganz spontan am 11. Mai 2009 bei den eingangs zitierten Worten von Herrn OB Michael Kissel, dass dieser neue Platz ein Treffpunkt für Jung und Alt werden soll und ebenso an die Rede von Herrn Ortsvorsteher Alfred Haag, dass hier ein Platz der Begegnung für junge und alte Mitbürger entstehe. Diesen politischen Aussagen wollte ich eine zukunftsorientierte Glaubwürdigkeit schenken und behielt deshalb die mit geschriebenen Reden in guter Aufbewahrung. Vor diesen Hintergründen regte ich im Vorstand des Arbeitskreises für Kultur- und Landschaftspflege Pfeddersheim e. V. im Februar diesen Jahres an, einen schriftlichen Antrag bzw. eine Anregung an den Ortsbeirat über Herrn OV Alfred Haag zu richten, den neu geschaffenen Platz aus Anlass des 125. Geburtstags von August Ermarth nach ihm zu benennen. Zuvor haben wir die Verwandten von August Ermarth, insbesondere seine Nichte Frau Ilse Groebe und ihren Mann, die dort drüben wohnen, unterrichtet.

Heute sind wir froh und dankbar, dass unsere Anregung vom 23. Februar 2012 auf Benennung dieses Platzes nach August Ermarth Unterstützung durch die zuständigen Stellen gefunden hat und als äußeres Zeichen nun die Stele steht, auf der nicht nur ein Bild von August Ermarth zu sehen ist, sondern auch seine Kurzbiographie gelesen werden kann. Zusätzlich findet der Betrachter eine Beschreibung des Platzes in Vergangenheit und Gegenwart. Wir und sicherlich viele Mitbürgerinnen und Mitbürger sind über den heutigen Tag hoch erfreut, dass dieser schöne Platz August Ermarth, dem „Förderer der Jugend und Freund der Alten“, gewidmet worden ist.

Möge die Erinnerung an den verdienten Pfeddersheimer Mitbürger August Ermarth hier stets wach gehalten werden!

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

Dazu auch: http://www.wormser-zeitung.de/region/worms/stadtteile/pfeddersheim/12604278.htm

Die sechs Glocken im Kirchturm zu Pfeddersheim

Beim Turmfest an Pfingstmontag 2017 anlässlich des Abschlusses der mehrjährigen Turmsanierung interessierten sich viele Besucher, die den Kirchturm über annähernd 150 Stufen bis zur Aussichtsplattform bestiegen, für die Glocken und deren Eigentumsverhältnisse. Die Kulturinitiative Pfeddersheim organisierte die Turmbesichtigung, von der etwa 150 Besucher und Gäste begeistert waren. Deshalb sollen diese sechs Glocken des im Eigentum der Kommune stehenden Beim BeimTurmfest an Pfingstmontag 2017 anlässlich des Abschlusses der mehrjährigen Turmsanierung interessierten sich viele Besucher, die den Kirchturm über annähernd 150 Stufen bis zur Aussichtsplattform bestiegen, für die Glocken und deren Eigentumsverhältnisse. Die Kulturinitiative Pfeddersheim organisierte die Turmbesichtigung, von der etwa 150 Besucher und Gäste begeistert waren. Deshalb sollen diese sechs Glocken des im Eigentum der Kommune stehendenKirchturms der alten Simultankirche auch allen Lesern der Homepage der Kulturinitiative Pfeddersheim in gebotener Kürze erläutert werden. Die ehemaligen Glocken waren überwiegend im Zweiten Weltkrieg für Kriegszwecke eingezogen worden.

Die heutigen sechs Glocken in der Glockenetage des Kirchturms hängen in folgender Reihenfolge: An der südlichen Seite zum Kirchenvorplatz hängen die zwei Glocken der Kommunalgemeinde, in der mittleren Reihe zwei Glocken der evangelischen und an der nördlichen Seite zwei Glocken der katholischen Kirchengemeinde. Die jeweils zwei Glocken der drei Eigentümer hängen übereinander

Pfeddersheimer Glocken

Die beiden Glocken der Kommunalgemeinde wurden 1952 von der Firma Rincker im hessischen Sinn gegossen (eine der ältesten Glockengießereien Deutschlands). Die erste Glocke trägt die Inschrift: „Den Opfern der beiden Wellkriege zum Gedächtnis // Eigentum der Politischen

Gemeinde Pfeddersheim-" Sie ist auf dem Schlagton g" abgestimmt, hat einen Durchmesser von 1,03 m und wiegt 587 kg. Sie schlägt auch die Stunden in Verbindung mit der Kirchturmuhr. Die zweite Glocke darüber trägt die Inschrift "Friede sei stets dein Geläut // Eigentum der politischen Gemeinde Pfeddersheim". Sie ist auf dem Schlagton b" abgestimmt, hat einen Durchmesser von 0.87 m und wiegt 364 kg.

Evangelische Glocken

Die beiden Glocken der evangelischen Kirchengemeinde sind von unterschiedlichem Alter: Die kleinste und zugleich älteste Glocke (siehe Foto) von allen sechs hängt in der mittleren Glockenreihe oben und stammt aus der ehemals lutherischen Kirche (heute Ev. Gemeindehaus). Sie ist auf den Schlagton d" abgestimmt, hat einen Durchmesser von 0,66 m und wiegt 154 kg. Ihre Inschrift lautet in lateinischer Schrift und hier ins Deutsche übersetzt: "Johann Zimmermann in Mannheim goss mich // Hr.: Georg Caspar Textor Pt: Pfarrer Hr: Georg Zöller, Heinrich Glück / Balthasar Klein, Vorsteher Philipp Hetterich, Samuel Meirer//Diese Glocke wurde gegossen zur Ehre Gottes und zum Gebrauch der Pfeddersheimer Lutheraner im Jahre Christi 1769. Diese Glocke ist also inzwischen 248 Jahre alt!

Die zweite Glocke der evangelischen. Kirchengemeinde unterhalb der ehemals lutherischen Glocke ist auf den Schlagton f“ abgestimmt, hat 1,15 m Durchmesser und wiegt 846 kg. Sie wurde am 16. November 1952 durch Dekan Vogel geweiht und trägt die Inschrift: ""Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit // Hebr XIII; I //Eigentum der evangelischen Gemeinde Pfeddersheim // Gegossen 1952 Rincker".

Katholische Glocken

Die beiden Glocken der katholischen Kirchengemeinde wurden 1953 von der Firma Hermann Hamm in Frankenthal gegossen und am 15. November 1953 geweiht. Die größere (unten hängend) hat 0,96 m Durchmesser und wiegt 468 kg, ist auf den Schlagton a" abgestimmt und trägt folgende Inschrift: "Du König der Herrlichkeit, Sanctus, Steh uns bei // Meister H. Hamm Frankenthal goss mich Anno Domini 1953 für die Katholische Kirchengemeinde Pfeddersheim. "Die kleinere oben hängende Glocke mit 0,80 m Durchmesser und Gewicht von 268 kg ist auf den Schlagton c" abgestimmt und trägt die Inschrift: "Du Königin des Himmels, Maria, bitte für uns // Kirchenstiftungsrat // Duerck Jakob, Pfarrer / Schmitt Karl, Reifenberg Heinrich, Buettler Johann, Schneider Paul // Meister H. Hamm, Frankenthal goss mich Anno Domini 1953 für die Katholische Kirchengemeinde Pfeddersheim". Sie schlägt auch die Viertelstunden der Kirchturmuhr.

Fazit:

Insgesamt schwingen also, - wenn alle sechs Glocken läuten, - rund 2,7 Tonnen Glockengewicht mit ihrer Schwungkraft im nun restaurierten historischen Kirchturm: Eine sicherlich beachtliche Masse, die der Kirchturm seit vielen Jahrzehnten im Dienste unserer Pfeddersheimer Bürgerschaft zu verkraften hat. Wir sind darüber froh und dankbar.

Felix Zillien

Der Tag des Offenen Denkmals am 12.9.2010 steht unter dem Generalthema: „Kultur in Bewegung - Reisen, Handel und Verkehr". Dieses Thema war Anlass für den Arbeitskreis für Kultur- und Landschaftspflege Worms-Pfeddersheim e.V., sich einerseits mit der Eisenbahngeschichte von Pfeddersheim zu befassen und andererseits anzuregen, dass das seit 16. November 1998 unter Denkmalschutz stehende Pfeddersheimer Bahnhofsgebäude an diesem Tag zu besichtigen ist.

Die linksrheinische Eisenbahn im südlichen Rheinhessen

Nach der Konstruktion der ersten dampfgetriebenen Lokomotive zum Transport von Personen und Gütern auf schienengebundenen Fahrzeugen in England 1826 begannen unverzüglich auch in Europa Planungen von Eisenbahnen.

Schon vor 1830 befassten sich die Rheinschifffahrtskommission und insbesondere Befürworter aus Frankreich mit den Möglichkeiten einer linksrheinischen Eisenbahnlinie im Rheintal, um z.B. Güter von den Kohlegruben an der Saar oder von Paris nach Straßburg bis an den Rhein transportieren zu können (3).

Nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses war die heutige Pfalz 1816 an Bayern gefallen. Das nördlich angrenzende Gebiet - heute Rheinhessen - war dem Herzogtum Hessen- Darmstadt zugesprochen worden. In Worms war die Grenze zwischen beiden Territorien. Während Bayern an der verkehrstechnischen Entwicklung ihres linksrheinischen Gebietes aus Konkurrenzgründen zum rechtsrheinischen Baden interessiert war, verlief die Eisenbahnentwicklung im linksrheinischen Rheinhessen eher zögerlich, da die Regierung im Großherzogtum Hessen- Darmstadt mehr an einer Eisenbahnlinie rechtsrheinisch zwischen Frankfurt und Basel interessiert war mit Anschluss an Bahnlinien in Oberhessen (3).

Es wurde unter anderem von der Regierung Darmstadt argumentiert, Rheinhessen habe seit der napoleonischen Besatzungszeit ein gut ausgebautes Straßennetz und sei mit der dampfbetriebenen Schifffahrt auf dem Rhein verkehrstechnisch gut ausgestattet. Schließlich sei auch zu befürchten, dass die französische Eisenbahnlinie militärisch für den Versuch einer neuerlichen Eroberung von Rheinhessen nutzen könnte.

Eine Schreckenstat in der Pfeddersheimer Flur Im Jahr 1841

Genealogische - also familiengeschichtliche - Forschungen fördern nicht selten bemerkenswerte Ergebnisse zu Tage. Da gibt es schöne und frohstimmende Kenndaten aus dem Leben von „Altvorderen", aber es können auch ausgesprochen traurige und leidvolle Schicksale entdeckt werden, die die Frage aufwerfen, warum und wie konnte so etwas geschehen. Ein „genealogischer Trauerfall" im wahrsten Sinne des Wortes soll nachfolgend geschildert werden.

Gendarm zu Pferd

Johannes Debus wurde am 20. Dezember 1799 in Mornshausen a.d. Dautphe, Kreis Biedenkopf, geboren. Er diente über eine Dauer von mehr als acht Jahren in einem hessischen Reiter-Regiment zu Darmstadt, bevor er zur Gendarmerie überwechselte. Ab dem Jahre 1832 war er als „Großherzoglich-Hessischer Gendarm zu Pferd" in Mainz, sodann in Bingen, Wöllstein und schließlich in Alzey stationiert. Seine Frau Katharina Anhäußer, die er am 10. April 1834 in Kreuznach heiratete, hatte er bei ihrem Vetter im „Gasthaus zum Hirsch" in Nieder-Ingelheim kennen gelernt. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, drei Jungen und zwei Mädchen. Ihre Geburtsorte waren zugleich die Stationierungsorte des „Gendarmen zu Pferd" Johannes Debus: Die Söhne Heinrich, Valentin und Friedrich Karl Debus wurden in Nieder-Ingelheim (1832), Bingen (1834) und Wöllstein (1836) geboren. Die Töchter Juliane Amalie und Luise Debus erblickten 1838 und 1840 in Alzey das Licht der Welt. In Alzey, der wohl letzten beruflichen Station des „Gendarmen zu Pferd", sollte sich das weitere Leben der kinderreichen Familie im Sinne der örtlichen Beständigkeit entfalten. Eine nochmalige berufliche Versetzung des Gendarmen Debus war nicht mehr vorgesehen.

Vorbemerkung

Bereits vor unserer Zeitrechnung existierten die ersten Mahlsteine als Handmühlen. Davor benutzten die Menschen Reibesteine und Mörser, um Getreidekörner zu zerkleinern und für die menschliche Nahrungsaufnahme zuzubereiten. Der bislang älteste Reibestein wurde bei archäologischen Ausgrabungen in Australien gefunden und aus dem Pleistozän datiert, also vor ca. 30.000 Jahren. Nachdem im Jahr 79 n. Chr. Pompeji durch den Ausbruch des Vesuvs zerstört worden war und später Ausgrabungen durchgeführt wurden, fand man einen weiter entwickelten Mühlenbetrieb mit einer durch Göpel angetriebenen Kegelmühle. Anno 546 n. Chr. verwendeten die Goten bei der Belagerung von Rom schon Schiffsmühlen, bei denen der Fluss (Tiber) die Mühlsteine über unterschlächtige Wasserräder antrieb. Spätestens seit dem Mittelalter war ein Mahlgang zur Zerkleinerung von Getreidekörnern üblich. Dabei wurde das Mahlgut zwischen zwei Mühlsteinen zerbrochen und zerrieben. Die Technik des Mühlenantriebs durch Wasser oder Wind wurde immer weiter verbessert. Der erste voll mechanisierte Betrieb war die Mühle von Oliver Evans, in dessen Mühle von 1785 am Redclay Creek in Delaware alle Verarbeitungsmaschinen und Fördermittel aufeinander abgestimmt waren.

Wasser- und Windmühlen gehören auch in Deutschland zu den ältesten und wichtigsten technischen Errungenschaften der Menschheit. In den gebirgigen Regionen von Süd- und Mitteldeutschland, etwa im Schwarzwald, waren die an den rauschenden Bächen gelegenen Wassermühlen aus dem Landschaftsbild nicht wegzudenken. In den Tiefebenen Norddeutschlands waren Windmühlen die weithin sichtbaren Wahrzeichen der Region. Nahezu 2000 Jahre lang war das Technikwunder Mühle die wichtigste Maschine der Menschheit. Demzufolge stand der Müllerberuf im hohen Kurs, die Müller waren meist wohlhabende Leute.

Baddo oder Paternus: Wer war der Namenspatron von Pfeddersheim?

Der Streit um die Herkunft des Namans von „Pfeddersheim“ schwelt schon länger: Die Einen behaupten, ein lateinischer Paternus sei der Namenspatron, nach Meinung Anderer soll ein Franke namens Baddo der Namensgeber sein. Müssen die Pfeddersheimer jetzt umlernen?

Viele Namen für den gleichen Ort

Die älteste urkundliche Erwähnung, auf die sich die Pfeddersheimer Geschichte bezieht und die mehr als 1250 Jahre zurück liegt, zitiert den Namen Paterno Villa , den heute ein Gebäude der alten Schule ziert. Jeder, der von Mörstadt kommt, kann ihn dort lesen. Damals, im Jahre 754, stand er in einer Urkunde des Klosters Gorze, das ist ein Ort in der Nähe von Metz in Frankreich und ziemlich weit weg. Schon zwölf Jahre danach wird der Ort in einer Urkunde des Klosters Lorsch Phetersheim genannt. Wieder fünf Jahre später schreibt ein bischöflicher Notar in Mainz von Patronivilla und ein aus Gorze stammender Schreiber in Lorsch bleibt bei Paterno uilla. Zwanzig Jahre später, wir sind im Jahre 791, notiert der Schreiber eines Grafen in Dalsheim den Namen Pataranesaim. Das hindert die Mönche in Gorze nicht daran, bei ihrer Version zu bleiben und sie notieren im Jahre 882 Paternisvilla. Spätere welt­liche Urkunden ab dem Ende des zwölften Jahrhunderts zeigen die Namen Petternsheim, Petrinsheim, Peder­nesheim und Petherinsheim. Schon dem Laien fällt auf, dass hier offensichtlich eine getrennte Entwicklung der Namen stattfindet. In den Klöstern und in größerer Entfernung bleibt man bei den lateinischen Formen, im weltlichen Bereich und in der Umgebung ändert sich der Name durch den Sprachgebrauch der weitestgehend analphabetischen Bevölkerung.

Sollte sich Pfeddersheim von Paternus verabschieden?

Dr. Mathilde Grünewald zitierte in einem Vortrag beim Arbeitskreis für Kultur- und Landschaftspflege im Oktober 2004 die These des Germanistik­professors Henning Kaufmann, der in seinem Buch über Rheinhessische Ortsnamen aus dem Jahre 1976 die These von Dr. Willi Alter (in „1200 Jahre Pfeddersheim“) und anderen verwirft, wonach der Name von einem gewissen Paternus käme. Nach seiner Deutung ginge der Name auf den germanischen Namen Bado und dessen Nebenformen Baddo oder Batto zurück. Was die Mönche schrieben, seien „kanzleimäßige Latini­sierungen“.

Den Arbeitskreis hat dies nicht ruhen lassen. Der Wormser Dr. Hans Ramge, Professor für Germanistik in Giessen und bekannt durch sein Werk über Rhein­hessische Flurnamen, vermittelte die Information von den beiden renommiertesten Kennern der Siedlungsnamen in Westdeutschland: die Professoren Albrecht Greule der Universität Regensburg und Wolfgang Haubrichs der Universität Saarbrücken.

Auch die Forscher können keinen Zeugen befragen; sie treffen ihre Schlussfolgerungen aus Analogien, also gleichen oder ähnlichen Entwicklungen anderer, viel­leicht besser dokumentierter Namen.