Blick in die Urgeschichte von Pfeddersheim vor 75 Jahren

Sehr zur Freude der Wissenschaft startete 1937 der Wormser Professor Dr. Wilhelm Weiler (1890-1972) in der ehemaligen Sandgrube Gödel an der alten B47 eine zweijährige Ausgrabung, die Eingang in die wissenschaftliche Literatur fanden und uns etwas über die uralte Besiedlungsgeschichte von Pfeddersheim erzählen können.

In einer Schicht, deren Alter auf etwa 120 Tausend Jahre datiert wurde, kamen Steinwerkzeuge der damals hier heimischen Neandertaler und Überreste von deren Jagdtieren wie Mammut, Wollnashorn, Wisent, Wildpferd, Riesenhirsch, Rentier, Bär, Wolf, eine große Katze (Löwe oder Tiger) sowie vielen kleineren Tierarten ans Tageslicht.

 

Eine weitere Schicht, die vor 60 Tausend Jahren abgelagert wurde, fand man weitere Steinwerkzeuge und als prächtigstes Fundstück eine 1,10 Meter lange Spitzhacke aus Rentiergeweih, zu der man auch passende Geweihstümpfe fand, die beim Abtrennen von der Stange übrig geblieben waren. Viel Freude hatten die Ausgräber an einer, aus dem Zehenknochen eines Rentiers hergestellte Signalpfeife (1), die sich beim Fund noch als brauchbar erwies. Sie werden schon den Menschen des Typs „homo sapiens“ zugeschrieben, die den Neandertaler verdrängt hatten.

In der Zusammenfassung seiner wissenschaftlichen Arbeit betonte Professor Dr. Wilhelm Weiler unter anderem: „Durch die Untersuchungen konnte für das südliche Rheinhessen mit seiner uralten Kultur zum ersten Mal auch die Anwesenheit des eiszeitlichen Menschen nachgewiesen werden. Der Zufall will es, dass nicht weniger als drei Kulturen in engstem Umkreis zutage kamen, ein Umstand, der im Gebiet des Mainzer Beckens nicht nur einzig dasteht, sondern darüber hinaus beweist, was für eine starke Anziehungskraft die fluss- und tierreichen Steppen im südlichen Rheinhessen auf den Menschen ausübten“.

Von den Fundstücken ist leider nur noch die 1,10 Meter lange Spitzhacke aus Rentiergeweih (1) im Städtischen Museum Andreasstift zu besichtigen. Wo sich die anderen Fundstücke befinden, konnte bislang nicht geklärt werden.

 

Wenn wir heute unbrauchbare Dinge wegwerfen, werden sie verbrannt, geschreddert oder im günstigen Fall recycelt. Was wir von uns übrig bleiben, wenn in tausend Jahren Archäologen nach unseren Spuren suchen?

Siehe auch: „Aus der Urgeschichte von Pfeddersheim“, Dr. W. Weiler, in: „1225 Jahre Pfeddersheim“, Herausg.: OVW Pfeddersheim, 1975