754 Erste urkundliche Erwähnung; das Kloster Gorze erhält die 'basilika' samt Einkünften
1154 St.Georgenberg Kloster; Streit zwischen Gorze und Worms um die Einkünfte bis 1180
1251 Herrschaft Hohenfels; Fehde Konrad IV – Wilhelm von Holland; Pfeddersheim wird niedergebrannt
1264 Fehde Hohenfels - Worms; Pfeddersheim wir geplündert und niedergebrannt
1267 Erste Befestigung; wahrscheinlich Holzpalisaden
1304/08 Stadtrecht, verliehen von König Albrecht v. Habsburg
1327 verpfändet an Falkenstein,das die Schulden des Königs bezahlt
1340 eine Burg in der Burgstraße erwähnt
1460 Krieg zwischen Kurmainz und Kurpfalz berührt Pfeddersheim
1465 Kurpfalz erhält Pfeddersheim
~1500 Befestigung in heute sichtbarer Form;10 Volltürme, mehrere Halbtürme
1511 "Rieslingurkunde"; ein Ehepaar verpfändet einen Rieslingwingert an die St. Georgsbruderschaft
1521 Luther in Worms
1525 Bauernschlacht mit 5000 Toten
~1580 Pfeddersheimhat ca. 1100 Einwohner
1645 Merianstich, mitten im 30jähr. Krieg entstanden
1648 am Ende Krieges hat Pfeddersheim noch 350 Einwohner
1655 letzte Instandsetzung der Befestigung
1689 Pfälzischer Erbfolgekrieg; Pfeddersheim wird geplündert und verbrannt; noch 17 Bürger
1690 Befehl zur Schleifung der Befestigung
1705 Simultankirche
1750 katholisches Pfarrhaus
1760-70 Orb'sches Schloss auf alten Grundmauern; heute Ortsverwaltung
1798 Pfeddersheim wird französisch;"Canton Pfeddersheim" im "Departement Mont-Tonnère"
1804 Neuer Friedhof außerhalb der Ortschaft; Hyygienevorschrift von Napoleon
1816 Pfeddersheim kommt zu Hessen-Darmstadt auf Beschluss des Wiener Kongresses
1843 Synagoge in der Amthofstraße
1860 David Möllinger revolutioniert die Land­wirtschaft
1874 Entzug der Stadtrechte wegen zu wenig Einwohnern
1879 Gründung der Fa.Enzinger; Brauereimaschinen
1881 Gründung der Fa. Braun; Konservenfabrik
1884 Einweihung des Bahnhofs
1901 elektrische Straßenbeleuchtung
1905 Wasserleitung; Pfeddersheim hat jetzt 2688 Einwohner
03.1945 Amerikaner marschieren in Pfeddersheim ein
1954 Stadtrechte ehrenhalber verliehen anlässlich der Zwölfhundert-Jahr-Feier
1969 Eingemeindung nach Worms
heute ca. 8000 Einwohner, 1362 ha Gemarkung

 

Weitere detaillierte Informationen und Beschreibungen der einzelnen Sehenswürdigkeiten finden Sie in: www.akpfeddersheim.de/ueberpfeddersheim/ sowie auf den Informationstafeln am Heinrich-Schmitt-Platz, in der Allee und am Rathaus.

Vorschlag für einen Rundgang, der fast alle Sehens­würdigkeiten von Pfeddersheim berührt und zum Ausgangspunkt zurückführt. Sie können den Rundgang an beliebigen Stellen beginnen oder beenden; an Parkplätzen, am Bahnhof oder an einer zentralen Bushaltestelle. Der volle Rundgang dauert etwa zwei Stunden.

Heinrich-Schmitt-Platz

Überqueren Sie die Georg-Scheu-Straße, sehen links vor Ihnen das Bauernkriegsdenkmal, wenden sich nach rechts und steigen die Treppen hoch zum Weg auf dem Graben, der an der Nordseite der Stadtmauer entlangführt. Rechts sehen Sie den Lenhardsturm, auch Sprenger genannt. Diese empfindliche Stelle für die Verteidigung der Stadt war stark befestigt. Man sieht noch viele Stücke der hohen Stadtmauer, unterbrochen von Halbtürmen, Ausbuchtungen der Mauer, um seitlich Angreifer zu bekämpfen.

An der höchsten Stelle dieses Verlaufs sehen Sie den Hohen Turm. Schauen Sie nach links, blicken Sie auf ein weißes Häuschen, das als Unterstand für die Arbeiter im den Weinbergen diente und „Trullo“ genannt wird, nach den Vorbildern aus dem Süden Italiens.

Vorbei an einer Treppe, die durch den ehemaligen trockenen Stadtgraben führt zum Alten Friedhof, dem katholischen Pfarrhaus und zur Simultan­kirche, sehen Sie diese jetzt von der Nordseite.

Simultankirchen mit beiden Konfessionen unter einemDach sind häufig in Rheinhessen und aus der Not nach den Zerstörungen des Pfälzer Erbfolgekriegs entstanden. Links der katholische Teil mit dem kleinen Dachreiter, rechts der evangelische Teil und in der Mitte der angebaute Kirchturm im Besitz der Stadt Worms. Sechs Glocken, zwei für jeden, rufen zum Gottesdienst und melden die Uhrzeit.

Den Weg weiter, immer entlang der Weinbergslage St. Georgen­berg, sehen Sie jetzt den wehr­haften Johannisturm, auffallend durch einen kegel­förmigen Aufbau, der nach Einführung der Kanonen ein Wetterschutzdach trug.

Sie erreichen die Leiselheimer Straße, überqueren Sie, und denken daran, dass rechts die Herrns­heimer Pforte den nördlichen Eingang der Stadt bewachte.

Weiter auf dem Graben, kommen Sie am Türturm vorbei und erreichen die Nord-Ost-Ecke der ehemaligen Befestigung, den Aulturm.

Aulturm, Friedhof

ParkplatzGehen Sie rechts ab, entlang des ehemaligen Ostteils der Befestigung und erreichen den kleinen Pulverturm. Sie befinden sich jetzt in der Burgstraße, genannt nach dem „Burghof“ links, der auf eine Burg aus dem Jahr 1340 zurückgeht. Seine Bedeutung spiegelt sich auch im Namen der Amthofstraße, die Sie jetzt entlang gehen. Um die nächste Hausecke beginnt die Kleine Amthofstraße, an deren Ende die ehemalige Synagoge sichtbar ist. Weiter führt der Weg links ab in die Allee, deren Bäume den ehemaligen Mühlgraben begrenzten. Weiter,links durch die Brückenstraße, wieder in Richtung der alten Stadtmauer, vorbei an einem Gebäude der ehemaligen Mühle und Konservenfabrik Braun geradeaus zum Roten Turm, der den Durchlass des Mühlgrabens befestigte. Links kann man dann den Eckturm sehen, die Süd-Ost-Ecke der Stadtmauer. Der Weg führt jetzt zurück in die Allee.

Allee

InfoschilderWenden Sie sich nach Westen, auf dem im Pflaster nachgebildeten Verlauf des ehemaligen Mühl­grabens in die Paternusstraße West. Der große Neubau mit Post und Bistro entstand auf dem Gelände zweier Bauernhöfe, darunter der Möllingerhof. Eine Gedenk­tafel erinnert an den Pionier moderner Landwirtschaft. Gehen Sie rechts durch die Kleine Allee, links ab ein Stück durch die Schlosstraße zur Ringstraße, rechts ab entlang der Innenseite der südlichen Stadtmauer zum Bürgerturm. Weiter entlang der Ringstraße bis zum Platz hinter dem Rathaus, werfen Sie einen Blick auf den Sarkophag, der an der Stelle des verschwundenen St. Georgen­bergklosters in der Nähe des Trullo gefunden wurde. Schauen Sie sich die Vorderseite des Rat­hauses an, wenden sich links zu einem Sandstein­gebäude, dem ehemaligen Friedensgericht und Gefängnis, folgen links der Schlossstraße bis rechts ab zur Ringstraße, erreichen ein Stück der alten Stadtmauer mit einem Halbturm, wenden sich links, passieren die ehemalige Monsheimer Pforte und erreichen den Heinrich-Schmitt-Platz.

Zeichenerklärung: InfoschilderHaltestelle Buslinie 405, Parkplatz, Infotafel des Arbeitskreises

Für die folgenden Rundgänge können Sie bei uns eine Führung buchen! Wenden Sie sich an unsere Email-Adresse.

Rundgang durch die Altstadt von Pfeddersheim Vorbei an den meisten Sehenswürdigkeiten mehr...

Rundgangsplan Der gesamte Rundgang ist rot eingezeichnet mehr...

Geschichtstelegramm Die wichtigsten Daten zur Pfeddersheimer Geschichte mehr...

Türmereiches Pfeddersheim Die mittelalterliche Stadtbefestigung mehr...

Rundgang Nord Die nördliche Gemarkung mit ihren Sehenswürdigkeiten mehr...

Anmerkung: Die Rundgänge sind kostenlos; Der Arbeitskreis freut sich über eine Spende.

Rundgang entlang der einstigen Stadtmauer

Seit dem Jahre 1190 hatten die Her­ren von Bolanden Hoheitsrechte über Pfeddersheim inne, die einige Zeit später auf die mit ihnen ver­wandten Herren von Hohenfels übergingen. Unter diesen ist erst­mals aus Verträgen von 1276 eine Orts­befestigung überliefert, die zu jenem Zeitpunkt wohl in erster Linie aus Erdwällen und Holz­palisaden bestand.

Mit der Stadterhebung unter König Albrecht von Österreich zwischen 1304 und 1308 dürften die Befesti­gungsanlagen verbessert und aus­gestaltet worden sein. Jedenfalls werden in einer Urkunde König Karls von 1349 sowohl ein Befestigungs­graben und Brücken als auch Stadt­mauern genannt. Aus dem Jahre 1499 erfahren wir, daß Pfedders­heim aus Gründen der Sicherheit Männer unter die Waffen rief, um die Gefahren abzuwenden, die sich bei hartnäckigen Streitigkeiten zwi­schen der Stadt Worms und ihrem Bischof zeigten und die sich auch auf die örtliche Umgebung auswirk­ten. Im Zuge dieser Entwicklung wurde auch die Stadtbefestigung von Pfeddersheim vervoll­ständigt. Die heutigen noch vorhandenen An­lagen, vor allem der größte Teil der Wehrtürme, stammt aus der Zeit um 1500. Auf einem alten Stadtplan von 1525 sind außer drei Stadttoren im Verlaufe der Ringmauer zehn Wehr­türme und eine Vielzahl von Halbtürmen dargestellt. Diese Befesti­gungsanlagen waren ergänzt durch einen Stadtgraben, der vor allem im Norden tief ausgeschachtet war, und im Süden, gefüllt mit dem Wasser der Pfrimm, als natürliche Schutzanlage diente. Ein Teil des Stadtgra­bens im Norden, wo heute in einer noch deutlich erkennbaren Gelän­desenke Hausgärten angelegt sind, diente als Schießgraben für die Wehrausbildung der Bürger.

In der Folgezeit, insbesondere wäh­rend des Bauernkrieges im Jahre 1525 und im 30jährigen Krieg, nah­men die Befes­tigungsanlagen große Schäden, die etwa ab 1655 durch Instandsetzung behoben worden sind. Bereits auf dem Merian-Stich von 1645 zeigt sich Pfeddersheim »turmreich«: Nicht nur die das Orts­bild beherrschende Kirche mit ihrem hohen Turm, der im Mittelalter wohl auch Bestandteil der Stadtbefesti­gung war, hat Matthäus Merian dar­gestellt. Ebenso zeigt sein Stich zehn Wehrtürme im Verlaufe der Stadtmauer, wie aus der Abbildung entnommen werden kann.

Die Wehrtürme

Von den früheren zehn Wehrtürmen sind heute noch neun ganz oder teil­weise vorhanden. Durch ihre massive Bauweise mit Mauerdicken bis zu 1,20 m bildeten sie ortsbezogene Schwerpunkte für die Stadtverteidi­gung, zugleich waren sie für die Bür­ger letzte Zufluchtsstätten in be­drängten Angriffszeiten. In den teils runden, teils rechteckigen Türmen waren in den Unter­geschossen Vor­ratsräume untergebracht, während in den oberen Teilen Wachstuben ein­gerichtet waren. Auf den Türmen selbst standen Geschütze, die in Frie­denszeiten wohl durch Holzdächer abgedeckt waren.

Der Aulturm

Beginnen wir mit dem Rundgang bei dem an der Nordostecke gele­genen Rund­turm, der den Namen »Aul­turm« trägt und heute noch für Wohn­zwecke genutzt wird. Er war und ist einer der höchsten Stadt­mauertürme. Auch in Worms nannte man den einzigen Rundturm in der äußeren Stadt­befestigung bei Maria Münster »Die Aul«, ein Name, der auch sonst für runde Türme in alten Stadtbe­festigungen vorkommt. Der Pfeddersheimer Aulturm galt in früherer Zeit als das am meisten gefürchtete Gefängnis. Heute ist er infolge der Wohnnutzung einer der am besten erhaltenen Wehrtürme des alten Pfeddersheim.

Der Turm ist aus Bruchsteinen aufgebaut. Gesims und Dach des Turmes fehlen. Die vorhandenen Fenster sind zum Zwecke der späteren Wohnnutzung nachträglich eingebaut worden. Vom Aulturm in westlicher Richtung ist noch heute der ehemalige Stadtgraben als ausgeprägter Geländeeinschnitt erkennbar. Im Jahre 1818 wurde dieser Graben an die Anwohner verkauft, die bis heute dort ihre Hausgärten angelegt haben.

Der Türturm

Auch der zweite Turm auf unserem Rundgang in westlicher Richtung ist ein Rundturm, der im Volksmund den Namen »Türturm« hat, weil sich in halber Höhe ein markanter Eselsrücken-förmiger Türeingang befin­det, zu dem man nur mit einer Leiter emporsteigen kann. Auch der Tür­turm, der oben mit einem vorgekragten Rundbogen­fries ausgestattet ist und auch dessen Bedachung nicht mehr existiert, diente gemeinsam mit dem Aulturm zur Verteidigung der nordöstlichen Ecke. Er stand genau in der Mitte zwischen dem Aulturm und dem Nordeingang der heutigen Leiselheimer Straße, der »Herrnsheimer Pforte«, die im Jahre 1820 ebenso wie die »Monsheimer Pforte« im Westen und die »Wormser Pforte« im Süden abgerissen wurde. Die Decke des Türturms wurde zuletzt 1984 aus Erlösen des ersten Altstadtfestes abgedichtet und dringende Sicherungs­maßnahmen an der Brüstung und am Mauerwerk werden gegenwärtig durchgeführt.

Der Johannisturm

Ein in seiner äußeren Bausubs­tanz noch gut erhaltener rechteckiger Turm etwa 200 m westlich vom Tür­turm ist der »Johannisturm« in der St.-Georgen-Straße, der im großen Bauernkrieg nördlich der Orts­lage von Pfeddersheim anno 1525 eine besondere Rolle gespielt hat: An dieser Stelle, wo der Berghang von Norden her nahe an den Stadtgra­ben herantritt, bestand bei Angriffen infolge der Geländegestaltung eine besondere Gefährdung für den Ort.

Der auf beiden Seiten zwischen Häusern eingeschlossene Johannis­turm ist oben mit einem vorspringenden Rundbogenfries geschmückt. Über diesem befindet sich ein gezinnter Umgang, an dem auf jeder Seite zwei Schlitze und drei Wim­perge sind. Auf der Plattform des Johannisturms steht noch ein pyrami­denförmiger Aufbau, um den ein ausgezackter Stein­kranz gelegt ist. Der Turm ist nach außen kompakt ge­schlossen, nur eine viereckige Schar­te ist nach dem Graben gerichtet. Die auf der Westseite befindliche rundbogige Tür führte vermutlich zum Wehrgang der Stadtmauer.

Der Hohe Turm

Auf dem weiteren Rundgang nach Westen treffen wir am Cästrich auf den »Hohen Turm«, der seinen Na­men von der höchsten Stelle des nördlichen Verlaufes der früheren Stadtbefestigung hat. Er war in sei­ner reckteckigen Gestalt ur­sprüng­­lich mit Zinnen ausgestattet.

Diese Stelle, wo der Hang des St. Georgenberges von Norden her nahe an den ehemaligen Stadtgraben her­antritt, war wie auch der Bereich am Johannisturm bei Angriffen stark ge­fährdet und deshalb besonders ge­schützt. Außer dem Hohen Turm sprangen ehemals noch fünf Halb­türme - zwei ostwärts- und drei westwärts orientiert - aus der Mauer her­vor, und auch die in diesem Bereich dicht an der Stadtmauer herantre­tende Kirche mit ihrem trutzigen Turm konnte im Notfall zur wachsamen Beobachtung benutzt werden. Die Halbtürme sind - soweit überhaupt noch vor­handen - im Laufe der Zeit in die Wohn­bebauung einbezogen worden und heute nur noch andeutungs­weise erkennbar. An einigen Stellen ist in diesem Bereich auch noch die alte Stadtmauer vorhanden. Es gilt aus Sicht der Denkmalpflege, diese als geschützte Anlagen zu bewahren. Der Hohe Turm ist in jüngster Zeit stil­voll restauriert worden und oben durch ein nach vier Seiten ausge­richtetes Dach geschlossen worden. Er dient jetzt auch der Wohnbenut­zung.

Der Sprenger

An der nordwestlichen Biegung der früheren Stadtmauer steht am Cästrich - nur ein Steinwurf vom Hohen Turm entfernt - der runde »Spren­ger«, auch »Lenhardsturm« ge­nannt, der vier Turmetagen aufweist, die noch bis zu Beginn des Jahrhun­derts für Wohnzwecke benutzt wur­den. Deshalb hat man auch größere Fenster in das Mauerwerk gebro­chen, während zur Grabenseite noch alte Schießscharten erhalten sind. Den oberen Abschluß mit einer Plattform bildete bis vor kurzem ein Rundbogenfries. Vor kurzem wurde der Sprenger vom Eigentümer umfas­send restauriert, inzwischen wurde ein mit Fachwerk durchsetzter Auf­bau mit einem nach oben ab­schließenden spitzförmigen Dach errichtet. Am »Tag des offenen Denk­mals« 1998 wurde der Spren­ger wegen der stilvollen Restaurie­rungsarbeiten auf Veranlassung der Denkmal­behörde der Öffentlichkeit vorgestellt.

Halbturm

halbturmSüdlich des Sprengers in der Ring­straße ist noch ein Teil der alten westlichen Stadtmauer mit einem Halbturm relativ gut erhalten. Die halbrunde Turmschale weist einen Rundbogen­fries mit Zinnenkranz auf. Von der Westseite wirkt der Turm wie ein Vollturm, während er zur Stadtseite hin offen ist, nur die hölzernen Einbauten mit den Vertei­digungsplattformen sind nicht mehr erhalten. Auch dieser Teil sollte als Ensemble der mittelalterlichen Stadt­befestigung wie alle Wehrtürme vor weiterem Zerfall unbedingt bewahrt werden.

Auf dem weiteren Rundgang durch die Ringstraße vorbei am Standort des nicht mehr vorhandenen »Knüttel­berger Turmes« und entlang der Südseite des Rathauses treffen wir auf den jüngsten Stadtturm.

Der Bürgerturm

Es ist der »Bürger­turm« oder auch »neue Turm«, der in seinem un­teren Teil bis vor einiger Zeit noch bewohnt wurde und der als einziger der neun Türme nicht in privatem Ei­gentum ist und der Stiftung Hospitalfonds gehört. Eine Bauinschrift zeigt das Pfedders­heimer Wappen, die Jahreszahl 1611 und den Text: Bav-meister / Mattes / Albrecht / Jakob. Weickel. Mattes Albrecht und Jakob Weickel waren ab Martini 1610 für das Geschäftsjahr 1610/11 in Pfeddersheim als Bürger­meister (?) tätig. Daran soll wohl diese Inschrift erin­nern, die vermutlich erst nachträg­lich angebracht worden ist, weil der Turm schon auf dem alten Stadtplan von 1525 dargestellt ist. In den letzten Jahren wurde der Bürgerturm mit dem dazu gehörenden kleinen Wohnhaus stilgerecht restauriert. Bei geführten Rundgängen können interessante Einblicke und vom Turm auch Ausblicke über das alte Pfeddersheim gewonnen werden.

Noch erhaltene Stadtmauer mit dem »Eckturm«

Weiter in Richtung Osten gelangen wir an der Südostecke der früheren Stadtbefestigung zum »Eckturm«, der auf rechteckigem Grundriß in­nerhalb des ehemaligen Bundeswehrgeländes steht und der im Zuge weiterer Nutzungsentwicklungen die­ses Geländes künftig für die Öffentlichkeit zugänglicher gemacht werden soll.

Der massive Turm, der im oberen Teil seit längerer Zeit in größerem Umfange zerstört ist, stand schief versetzt in der ehemaligen Stadt­mauer und springt stark vor.

 Der Rote Turm

Weiter verlief die Stadtmauer in nördlicher Richtung bis zum näch­sten Turm, dem recht­eckigen »Ro­ten Turm«, der eben­falls im ehemali­gen Bun­deswehrge­lände auf dem einstigen Auslaß des Mühlbaches steht. Dies war ein Schwach­punkt inner­halb der östlichen Stadtbefesti­gung, daher wurde bewußt an dieser Stelle ein wehrhafter Turm errichtet. Jüngst ist dieser Turm ebenfalls renoviert und mit einem Dach gesichert worden. Interessant ist das Kreuzgrat­gewölbe im Erdgeschoßraum des Roten Turmes.

Der Pulverturm

Der Kreis des Rundganges schließt sich beim runden »Pulverturm« in der kleinen Burgstraße, der etwa in der Mitte der ehemaligen öst­lichen Stadtmauer nur 100 Meter vom eingangs beschrie­benen Aul­turm steht und in dem - wie der Name sagt - die städt­ischen Pulvervor­räte aufbewahrt wurden. Der Turm ist nicht besonders hoch, aber noch komplett erhalten. Im Rahmen einer »Mach-Mit-Aktion« des Südwest­funks wurde der Turm im Jahre 1996 dank ehrenamtlicher Aktivitäten Pfeddersheimer Bürger von seinem früheren stark wuchernden Efeu­kleid befreit und das Mauerwerk gründlich gesäubert und repariert. Zur westlichen Stadtseite hin hat der Turm ein spitzbogiges, gotisches Portal mit der Jahreszahl 1554. Ein vorspringender Mauerkranz deutet die ehemalige Verteidigungsplatt­form an. Die Stube im Obergeschoß stammt in ihrer jetzigen Form aus dem 19. Jahrhundert und ist nur von außen über eine Leiter erreichbar.

Letzenmeister und Frondienste

Die ehemals freie Reichsstadt Pfeddersheim organisierte die Bürger­schaft zur Verteidigung in einzelne Gruppen, die »Letzen« genanntwur­den. Diese umfaßten jeweils natür­lich abgegrenzte Stadtviertel, deren Bewohner einem »Letzenmeister« als militärischem Befehlshaber un­terstanden. Die Letzenmeister han­delten wiederum nach den Anwei­sungen und Beschlüssen des Bürgermeisters und des Stadtrates. Je­dem der insgesamt zehn Letzen war ein bestimmter Verteidigungsab­schnitt an der Stadtmauer übertra­gen worden, dessen örtlicher Schwerpunkt jeweils ein Wehrturm bildete. Die Letzenmeister mußten sich um den baulichen Zustand der Mauern und Türme kümmern, eben­so um die Erhaltung und Funktions­fähigkeit der Geschütze, Waffen und Geräte. Bei dieser Arbeit standen ihnen die Stadthandwerker, insbe­sondere der Stadtschmied, zur Ver­fügung.

Die Unterhaltung der Stadtbefesti­gung war aber auch eine Verpflicht­ung für die einzelnen Bürger. Sie mußten bei Reparaturen oder Aus­bauten in Form sogenannter »Stadt­fronen« aktiv mitwirken.

Dies geschah in der Weise, daß sie Materialien herbei schleppten und gröbere Arbeiten erledigten, wäh­rend die eigentlichen Bauarbeiten geübte Spezialisten ausführten.

Die Stadträte unterrichteten sich durch regelmäßige Ortsbesichtigun­gen von dem baulichen Zustand der Wehr- und Befestigungsanlagen. Strenge Verordnungen verboten das Betreten der Gräben vor den Mauern, um etwaige Beschädigun­gen zu verhindern.

 

Pfeddersheim
Rundgang/Fahrradtour durch den nördlichen Gemarkungsteil

Lernen Sie die Sehenswürdigkeiten und Landschaften im Nordteil unserer Gemarkung kennen!

Die Pfeddersheimer Gemarkung hat eine Größe von 1362 Hektar, die durch den Verlauf der Pfrimm nahezu in zwei Hälften aufgeteilt ist. Südlich der Pfrimm sind es etwa 500 Hektar. Der nördliche Gemarkungsteil ist 730 Hektar groß, während auf die gesamte bebaute Ortslage 132 Hektar entfallen.

Beginn des Rundgangs: Hinweis: Parkplatz am Friedhof

1. Auf dem Hochberg

Nördlich der Kreisstraße zwischen Pfeddersheim und Leiselheim steigt die Lage „Auf dem Hochberg“ an. Schon in einer Urkunde von 774 des Klosters Lorsch wird die Lage erstmals „in Oemberc“ erwähnt. Über die Namen „super ufme Hochberg“ (1308), „uff hunbergk“ (1517) und „aufm Hochenbergh“ (1705) hat sich die heutige Flurbezeichnung „Auf dem Hochberg“ entwickelt. Es ist die älteste urkundlich nachgewiesene Lagebezeichnung der Pfeddersheimer Gemarkung. Bereits seit über 1230 Jahren wird in dieser Lage Weinbau betrieben.

Von der Kreisstraße (nahe der Bushaltestelle „Lise Meitner Straße“) führt der Weg steil an in Richtung Autobahnraststätte „Wonnegau West.“ Oben angekommen, eröffnet sich ein weiter Rundblick: Im Osten sieht man über die Silhouette von Worms bis zur Bergstraße und zum Odenwald. Nach Süden reicht der Blick bis zum Industriegebiet von Mannheim / Ludwigshafen und im Westen tritt der mächtige Donnersberg (687 Meter über NN) ins Blickfeld. Ebenso erkennt man das Haardtgebirge entlang der Deutschen Weinstraße. Nach Norden erstreckt sich das Rheinhessische Hügelland bis zum Windpark bei Hochborn.

2. Judenfriedhof

Judenfriedhof_KopieVom Hochberg geht es über Wirtschaftswege durch Weinberge zum Judenfriedhof, der auf einer kleinen Anhöhe am Herrnsheimer Weg etwas nördlich vom Pfeddersheimer Friedhof liegt. Seit 1833 wurde der Judenfriedhof genutzt; auch von jüdischen Familien aus Pfiffligheim, Horchheim und Heppenheim. Von den Grabsteinen sind 62 identifiziert worden. Der älteste Grabstein ist von 1834, der jüngste von 1937.

 

3. „Mittelberghohl“

MittelbergshohlVom Judenfriedhof führt der betonierte Weg etwa 150 Meter nördlich (westlich vorbei an einem Feldgehölz), um sodann über einen Grasweg nach Westen abzuzweigen. Auf dem Plateau angekommen, sieht man hinein in den Hohlweg, im Volksmund auch „Mittelberghohl“ genannt, weil die Flurlage „Am Mittelberg“ angrenzt. Der in Nord-Süd-Richtung verlaufene Hohlweg mit ausgeprägten Lößwänden steht seit Oktober 1988 unter Landschaftsschutz, weil er Standort für bestandsbedrohte Pflanzengesellschaften und Lebensraum für bedrohte Tierarten ist. Eine vor langer Zeit durchgeführte Pflasterung des Weges dient dem Erosionsschutz.

 

4. Sankt Georgenberg

Georgenberg_copyMan kann entweder den Hohlweg nutzen, um unten rechtwinklig einen steilen Pfad (ca. 70 Meter) wieder anzusteigen oder man wählt oben am Hohlweg den südwestlich vorbeiführenden Weg durch die Weinberge. So gelangt man zur Lage „St. Georgenberg“ mit Blick über Pfeddersheim mit der Simultankirche. Bereits 1316 ist diese Lage in einer Urkunde als „in monte S. Georgi“ erwähnt. Im Jahr 1489 heißt es „by sanct jorgin berg“ und 1705 ist erstmals die Rede von „auf Georgenberg.“ Im Bereich des St. Georgenbergs stand einst ein Benediktinerkloster mit Kirche, die dem Heiligen Georg geweiht war. Urkundlich ist das Kloster 1152 und 1160 nachgewiesen; es dürfte jedoch aus früherer Zeit stammen. In der Literatur wird die Gründungszeit um 960 angegeben. Zwischen 1525 und 1533 wurde das Kloster aufgelöst und 1543/44 zerstört.

5. Mörstadter Hohl („Bluthohl“)

MrstadterhohlVom St. Georgenberg kommt man entweder über Weinbergswege herunter zur Georg Scheu-Straße (auch Mörstadterstraße oder Bluthohl genannt; letztere Bezeichnung stammt aus der Zeit des dort blutig geendeten Bauernkriegs im Juni 1525). Dort steht das Bauernkriegsdenkmal. Oder man bleibt auf der Anhöhe des St. Georgenbergs und kommt über einen Weinbergsweg zum Wasserhochbehälter am nördlichen Ende der Mörstadter Hohl. Auch dieser Hohlweg steht seit Oktober 1988 wie die Mittelbergshohl wegen seltener Fauna und Flora unter Landschaftsschutz.

Aus Anlass der 475. Wiederkehr der Bauernschlacht im Jahre 2000 vom Arbeitskreis für Kultur- und Landschaftspflege initiiertes Bauernkriegsdenkmal.

6. Riesling-Urkunde (Lage „Im Fohndel“

RieslingurkudeÜber die erwähnte Mörstadter Straße (Kreisstraße) kommt man etwa kurz nach dem Wasserhochbehälter über Weinbergswege in westlicher Richtung zur historischen Weinbergslage „Im Fohndel.“ Am oberen Rand dieser Lage steht seit einigen Jahren eine Hinweistafel zur Erinnerung an die urkundliche Ersterwähnung des Rieslinganbaus in Pfeddersheim anno 1511. Diese Tafel wurde von der Interessengemeinschaft Pfeddersheimer Winzer errichtet. Erstmals ist die Lage 1401 mit dem Flurnamen „im Funttail“ urkundlich erwähnt, aus dem sich der heutige Flurname entwickelt hat. In dieser Talmulde war in früherer Zeit ein kleiner Bach mit einer oberhalb vorhandenen Quelle. Von dem mittelhochdeutschen „fontane“ bzw. „funtale“ leitet sich die Flurbezeichnung ab.

Abschluss des Rundgangs/der Fahrradtour

Von der Riesling - Hinweistafel kehrt man entweder zurück und erreicht in südlicher Richtung über einen befestigten Wirtschaftsweg entlang von Weinbergen und östlich oberhalb des Weinbergstadions die Paternusstrasse in der Ortslage. Es besteht (bei gutem Wetter) auch die Möglichkeit, in der Weinbergslage „Im Fohndel“ herunter ins kleine Tal zu gehen/fahren, um sodann in südlicher Richtung am Stadion und der bebauten Wohnlage vorbei zur Niederflörsheimerstraße zu kommen. An Sonntagen zwischen 14 und 17 Uhr kann man zum Abschluss das nahe gelegene Schulmuseum am Heinrich-Schmitt-Platz (südlicher Beginn der erwähnten Georg-Scheu-Straße bzw. Mörstadterstraße bzw. Bluthohl) besuchen.

Schulmuseum_Kopie



Erstes Schulmuseum in Rheinhessen;
auf Initiative von Professor Dr. Hermann Bertlein mit Unterstützung des Heimatvereins Pfeddersheim im Ober- und Dachgeschoß der alten „Bergschule“ am Heinrich-Schmitt-Platz untergebracht.





PLanPfeddersheimRundgang

Unterkategorien