Pedderschmer Gebabbel un Pälzer Musigg
Mundartveranstaltung der Kulturinitiative Pfeddersheim beschert
unvergessliche Momente im vollbesetzten Katholischen Jugendheim
(mk). Gemeinschaftsgefühl erlebbar machen, das schaffte die Kulturinitiative Pfeddersheim mit ihrer Premierenveranstaltung „Pedderschmer Gebabbei un Pälzer Musigg". Gut aufgehoben, perfekt unterhalten und glücklich, einen der raren Sitz- und Stehplätze im katholischen Jugendheim ergattert zu haben, genossen Alt- und Neubürger eine „Literarische Soiree" der besonderen Art, wie die Organisatoren Simon Knab und Claus Theis dem Publikum klar machten. Mundartdichterin Hedi Knab, Hans-Eckhard Wendel, profunder Kenner örtlicher Anekdoten und der „roigerudschde" Neu-Pfeddersheimer Thomas (Edsel) März von den „Anonyme Giddanschde" kurbelten nicht nur am Lachzentrum, sondern drehten auch am Erinnerungsrad.
Hedi Knab, bühnenerprobt in der Fastnacht und am Pfeddersheimer Markt, „schlenderte" reimend durch die Paternusstraße, früher „Grad Gass“ genannt und spürte vor altem den ehemaligen Bewohnern nach. Im heute lila angemalten Haus dem Dr. Eckes mit seinem „kalten Untersuchungskanapee", dem Juwelier, der Apotheke, dem Obstlädchen und der Wohnung der ehemaligen Hebamme. „Aus jedem Haus weht ein Hauch von Geschichte raus". Auch nur noch in der Erinnerung präsent ist das Traubenlesen per Hand mit seinen schnatternden Schnitterinnen und der Vier-Uhr-Pause mit Blut- und Lebenwurstbroten. Gedanken zum Apfel, dessen Verzehr Gesundheit verspricht, aber in der übertragenen Version „nicht weit vom Stamm fällt", lotsten nachdenkliche Erheiterung aus.
Straßenweise listete der Alleinunterhalter Hans-Eckhard Wendel mit ausgewählten Anekdoten aus seinem reichhaltigen Erinnerungsschatz Alltagsleben in Pfeddersheim vor 50 Jahren auf. Die Zuhörer sahen es quasi vor sich, das ortsbekannte Original, das nach 21 „Halwe" vor der Tür der ehemaligen Gaststätte „Germania" auf die Knie sank, seinen weit ausladenden Mantel um sich drapiert „Ach, schau mal, der arme Mann. An beiden Beinen amputiert", so der mitleidige Kommentar eines Vorübergehenden. Ihm war vor nachfühlendem Schmerz nicht zum Lachen zumute, ganz anders den Zuhörern im Jugendheim.
Über Landesgrenzen hinweg mit dem gleichen Humor gesegnet sind die Rheinhessen wie die Pfälzer. Den Beweis lieferte Thomas Merz, dessen Akt der „Menschwerdung in Pfeddersheim" zehn Jahre zurück liegt. Singend und erzählend, dazu begleitet von Gittarist Joachim (Kaute) Kaul, outete er sich als „Lewerworschteliebhaber", erklärte sich auch als Freund von „Grumbeere" und kurbelte mit dem „Palzlied" die Stimmung bis zu einem Punkt an, an dem dem Publikum vor Begeisterung die Puste ausging.
Ausgehen werde ihnen nicht die Lust in Sachen Mundart und „Pedderschmer Geschichtcher" kündigten Claus Theis und Simon Knab an. „Im nächsten Jahr gibt es eine Neuauflage“.
Am Freitag, 24. Oktober, ab ca. 19.10 Uhr, wird eine Aufzeichnung von „Pedderschmer Gebabbei un Pälzer Musigg" im Offenen Kanal Worms zu sehen sein.
Volles Haus In Erwartung
Simon Knab begrüßt Kaule und Edsel (v.l.)
Hedi Knab Hans-Eckard Wendel
Pausenvorbereitung Publikum
Belebung einer alten Tradition
Geschichtenerzähler macht Kindern und Eltern viel Freude
Als viele Menschen weder schreiben und lesen konnten, lauschten sie herumreisenden Geschichtenerzählern, die über Helden und Sagen die Kultur ihres Volkes erhalten und verbreitet haben. Mal gereimt oder in Versen erleichterten sie den Zuhörern, das Gehörte im Gedächtnis zu behalten.
Vom Trojanischen Krieg über die Nibelungensage bis zu unseren Märchen waren die Geschichtenerzähler Unterhalter und Lehrer für Erwachsene und Kinder. Sehr spät in der Geschichte erfolgte die schriftliche Aufzeichnung. Aber damit ging auch der persönliche Reiz des Vortrags eines lebendigen Menschen, viel Gefühl und Spannung verloren.
Thomas Hoffmeister-Höfener aus Münster in Westfalen hat die Tradition des Erzählers in freier Rede wieder aufgegriffen und kultiviert. Die Kulturinitiative Pfeddersheim hatte ihn zum Pfeddersheimer Markt eingeladen. In seinem roten Zelt schafft er die Stimmung, wie sie in alten Zeiten im Beduinenzelt oder auf mittelalterlichen Marktplätzen geherrscht haben mag. Er steht oder sitzt erhöht vor seinen faszinierten Zuhörern, die auf dem Boden Platz genommen haben. Die intime Atmosphäre, ohne Störung von außen, lenkt alle Aufmerksamkeit auf ihn und seine Stimme. Sie leben mit, fragen und reden dazwischen, weinen und lachen.
So erfuhren seine kleinen und großen Gäste in Pfeddersheim spannendes und unterhaltsames über die Weisheit in einer Kokosnuss, über Noahs Hund in der Arche und den Ellenbogen seiner Frau, die Kuckucksuhr der brasilianischen Tante mit dem Papagei als Ansager der Zeit und die Macht der Farben auf uns und unsere Stimmung. So nur einige Beispiele aus dem reichen Repertoire des Erzählers.
Seine Zuhörer aller Altersklassen waren begeistert, haben diskutiert und mitgemacht. Der Lohn für Thomas Hoffmeister-Höfener war reicher Beifall.
Marode Hozstufen ersetzt
Dank der Kulturinitiative wurden die maroden Holzstufen am Aufgang zum Graben an der Georg-Scheu-Straße (Mörstadter Hohl) durch einen gur begehbaren Betontreppenaufgang ersetzt.
Lesen Sie weiter unter
Neue Bank am Graben
Neue Bank am Graben auf Veranlassung und
mit einer Spende der Kulturinitiative Pfeddersheim
Vorher Nachher
Seit einigen Tagen steht am Graben oberhalb vom ehemaligen Spritzenhäuschen eine neue Bank als Ersatz für vor Monaten zerstörte Sitzgelegenheit. Die Kulturinitiative Pfeddersheim hat für deren Anschaffung die Kosten übernommen, die Aufstellung erfolgte durch Mitarbeiter der Stadtverwaltung.
Herr Rauh, Leiter des Grünflächenamtes der Stadt Worms hat zugesichert, dass in Kürze auch das Umfeld der Bank mit dem schadhaften Aufgang erneuert wird.
Damit wird sich Pfeddersheim den Einheimischen und Besuchern künftig noch schöner als bisher präsentieren.
Text: E. Schick; Fotos: li C. Curcuruto; re F. Zilien