BAUERNKRIEGE

Straßenname erinnert in Worms an kriegerische Zeiten

Der Aufstand der Bauern hatte schon 1524 zwischen Schwarzwald und Bodensee begonnen. Von dort breitete er sich wellenartig in Südwestdeutschland aus und erreichte im Frühjahr 1525 die Regionen um Worms-Pfeddersheim. Fast zur gleichen Zeit erhoben sich die Bauern im Gebiet um Malsch bei Bruchsal und in Nussdorf bei Landau. Kurz darauf folgten sodann die Bauern der Leininger-Region um Bockenheim.

Aus den spärlichen Überlieferungen jener Zeit lässt sich erkennen, dass die Bewohner von Pfeddersheim im Bauernkriegsgeschehen im südlichen Rheinhessen und der nördlichen Vorderpfalz eine wichtige Rolle spielten. Einige von ihnen zählten bereits zu den Anfängern und Gründern des so genannten „Bockenheimer Haufens“, der sich am 29. April 1525 dort selbst bildete. Der zeitgenössische Berichterstatter Peter Harer, „pfalzgräflicher Secretarius zu Heydelberg“, hat anno 1525 dies in seiner „Wahrhaftigen und gründlichen Beschreibung des Bauernkriegs“ näher beschrieben. Wörtlich heißt es hierzu in seiner Schrift: „Zu denen (gemeint ist der Bockenheimer Haufen) liefen etlich böß Kinder von Pfedersheim, bewegt die nechsten und ander Leut zu inen mit Erforderung, mit Dringung der Glubd und sonst mit Drewworten, wie sie konnten.“

Nach Peter Harer bewegten sich die Bauern auf Pfeddersheim zu, wo sich die unterschiedlichen „Haufen“ in einer Stärke von 8 000 Mann vereinigten und den Fürsten am Ende „ins Messer“ liefen. Die Bauern wurden - so der Zeitzeuge Peter Harer - „daselbst von den Inwonern uff blose Erforderung ingelassen“. Nicht nur die Bürger der Stadt zeigten ihre Sympathie gegenüber der Bauernsache. Hinzu kamen auch 230 Angehörige des vom Oberamt Alzey aufgebotenen „Miliz-Ausschusses“, die vorsorglich in die Stadt Pfeddersheim verlegt wurden, um diese vor den Bauern zu schützen. Doch sie gingen mit fliegenden Fahnen zu den Aufständischen über und haben dafür einen hohen Blutzoll zahlen müssen: 46 fallen in der Schlacht und einer wird enthauptet. Diese Leute stammten aus 32 rheinhessischen Orten, womit nachgewiesen ist, wie weit die bäuerliche Unruhe auch in der Region nördlich von Pfeddersheim gedrungen sein muss.

Die Pfeddersheimer Bauernschlacht vom 23. und 24. Juni 1525 wird von Peter Harer in allen Phasen beschrieben. Der dramatische Höhepunkt ereignete sich, als die in der Stadt eingeschlossenen Bauern durch die „Obere Pforte“ (auch Monsheimer Pforte genannt) einen Ausfall riskierten. Sie wenden sich nach Nordwesten und streben - so Peter Harer - „durch den holen Weg hinaus…“. Doch sie geraten in eine Zange zwischen Artillerie und Truppen und die aus dem Süden und Westen angreifende Reiterei. Die Bauern versuchen sich in den Weinbergen zu verschanzen, schießen auch mit ihren kleinen Geschützen, müssen aber bald die Erfolglosigkeit erkannt haben. Bei ihrer Flucht sind laut Harer 4000 Bauern erschlagen worden.

Deren Blut soll „kniehoch“ den Hohlweg hinuntergeflossen sein. Von da an erhielt der Hohlweg - die heute verbreiterte und nach Mörstadt führende Kreisstraße - im Volksmund den Namen „Bluthohl“. So lebt das tragische Ende der Pfeddersheimer Bauernschlacht von 1525 bis heute in der Erinnerung fort.